Der Immobilienbrief Nr. 252 – Editorial

Wunder gibt es immer wieder. Die Branche der Geschlossenen Fonds nimmt  zur Verbesserung des Branchenimages endlich Geld in die Hand. Der VGF hat in der politischen Welt schon hervorragende Arbeit geleistet. Trotzdem lesen wir über „Die schlechteste Kapitalanlage der Welt“. Problem: Flops finden immer Resonanz. Über plangemäße Ausschüttungen hat sich noch nie einer beschwert. Der haushaltspolitische Sprecher der F.D.P. in Hessen, Alexander Noll, resümierte dennoch gestern auf der „Tafelrunde“ in Schloss Kronberg völlig unabhängig vom VGF Bemühen, es käme in der Politik, die ja nicht aus Branchenspezialisten bestehe, vor allem auf die Wahrnehmung an. Hier würden die Risiken aber so groß gesehen, „dass geschlossene Fonds ein schlechtes Ansehen in der Politik genießen.“ Hier gehören Branchen-Fakten auf den Tisch. Aber die kennt keiner.

Aber jetzt kommt der VGF in seiner neuen Kommunikationsstrategie mit dem „Whow-Effekt“, dem Claim, der alles sagt: GESCHLOSSENE FONDS. DAS KLEINE WIRTSCHAFTSWUNDER. An Wirtschaftswunder hatten wir nie gedacht, aber es stimmt. Geschlossene Fonds sind ein Wirtschaftswunder! Nach sekundenlangem Nachdenken folgt die Erstreaktion als Bestätigung: Immobilien, die keiner braucht, wurden in den neuen Bundesländern für Milliarden aus dem Boden gestampft. In Filme, die keiner brauchte, investierten Medienfonds Milliarden. Schiffe, die (zunächst) keiner braucht, wurden für Milliarden geordert. In Dubai wurden Türme, die keiner braucht, auf Sand gebaut. Bei Windkraft finanzierten Geschlossene Fonds die Forschungs- und Entwicklungsphase. Single-Tenant Immobilien-Zeitbomben-Fonds tunen die Bilanzen deutscher Renommier-Mieter. Fonds finanzierten gebrauchte Lebensversicherungen, die brandaktuell Totalverlustrisiken melden. Wenn das keine Wunder sind, was dann? Grob geschätzt werden Zehntausende von Anlegern mit Vermögensverlusten sich über die Wirtschaftswunder-Botschaft ziemlich wundern. Das ist gefährlich!

Jetzt müssten die echten Erfolgs-Fakten der zielgruppenrelevanten letzten beiden Dekaden gegenhalten, die den Ausnahmestatus obiger Wirtschaftswunder-Gedanken belegen. Wir haben eine ältere Präsentation der VGF-Strategie zugespielt bekommen und ausführlich analysiert. Das war schmerzhaft. Deshalb warten wir mit unserer Veröffentlichung auf das Endergebnis. Die übrigens professionelle Kommunikationsstrategie eines richtigerweise branchenexternen Beraters basiert bislang auf Konfliktfreiheit. Unglücklicherweise haben die für Geschlossene Fonds relevanten Vermögens- und Alterskohorten allerdings meist schon um die 20 Jahre Wirtschaftshistorie auf dem Buckel. Ob die relevante Zielgruppe sich durch eine Beliebigkeitsstrategie, die sich annähernd anpassungsfrei auf Hinkelsteine oder Handcreme übertragen lässt, und die in jedes Fettnäpfchen der Grundfragen zur Analyse von Beratungsergebnissen tritt, überzeugen lässt, ist fraglich. Transportieren spielende Marketing-Kinder im rosaroten Planschbecken wirklich die hier oder in der Politik überzeugende Story? Unsere ernste Warnung richtet sich aber besonders darauf, ob es wirklich sinnvoll ist, sich im Rahmen einer auf Konfliktfreiheit und Emotion ausgelegten Kommunikationsstrategie auf eine Botschaft zu fokussieren, die zehntausendfach Widerspruch und Ärger wecken muss.