Der Immobilienbrief Nr. 275 – Editorial

Sehr geehrte Damen und Herren,

das Sommertheater gerät auch ohne gehirnstromschädigende Sommerhitze zur Farce. Jetzt bekommt die nachdenkensferne Hudelei der Politik Gesellschaft. Können Brandbrief-Wissenschaftler es besser? Lehramts- und Physikstudium qualifizieren bei aller Achtung vor honoriger Ausbildung nicht notwendig zur Bewältigung des Finanz-, Schulden-, Euro- usw. Krisen-Vielecks. Die „Märkte“ lösen die „Achse des Bösen“ als Polit-Feindbild ab. Aber: Wer Bretton Woods im Studium nicht gelernt hat, kann den Euro nicht verstehen. Den Euro hat sowieso niemand gelernt. Folgt jetzt der Dekade des Rating (-Desasters) die Periode der Wissenschaft? Die Professoren übernehmen die (Medien-) Macht.

Eigentlich bin ich bekennender Anhänger von allem, was Sinn macht. Ob er jetzt noch Sinn-volles macht? Die Euro-Einführung hat er als geachteter Rat der Politik mitgestützt. Als Deutschland ab 2003 in Europa die rote Laterne trug, wusste er zu schreiben, warum das logisch so kommen musste. Ab 2008 erfuhren wir, warum es zur Finanzkrise kommen musste. Jetzt erfahren wir, dass der Euro eine scharfgeladene Variante des Bretton Woods Währungssystems (geb. 1944, krepiert 1973) ist. Mit Blick auf den Dollar hätte man Fehler vermeiden können. Schön zu wissen. Wahrscheinlich erfahren wir nach der Weltwährungsreform, wo denn die Lösung heute hätte sein können.

Als überzeugter Gläubiger der Kurzsichtigkeit der Menschheit und Ihres gefährlichsten Schlages, der Politik, bin ich sicher, dass wir gar nicht sehen werden, dass es gar keine Lösung mehr gibt. Wir werden eine Dekade lang laut lamentierend mit unserer politischen Ärztetasche von Symptom zu Symptom hüpfen. Am Ende haben wir uns entweder nach Lira-italienischem Vorbild an die Schulden-Krankheit gewöhnt oder die Zeit hat mit negativer Realverzinsung die Krankheitssymptome gemildert. Wen stört’s? Das ist nur ein wenig lästig für die selbstständigen Mittfünfziger, die nach Sparen des Mehrleistungslohns statt auf ein auskömmliches Zinseinkommen jetzt noch auf ein erfülltes Arbeitsleben bis weit über den gesetzlichen Rahmen hinaus schauen dürfen.

In diese Gemengelage platzen irgendwelche Instituts-Blödmänner mit Vorschlägen von Lastenausgleich, Zwangsabgaben oder Zwangsanleihen für „Reiche“. Von einem griechischen oder spanischen Briefträger oder Rentner in Euro-Schlankheitskur hätte ich so was erwartet. Aber die Ernsthaftigkeit, mit der Wissenschaft, Presse und Politik den Vorschlag freundschaftlich diskutieren, führt zu hilflosem Kopfschütteln. In Deutschland scheitert das sowieso an der Wiederwahl-Existenzangst der Politik. Und bei Vorschlägen Richtung Club Med wäre es wohl eher zu empfehlen, den eigenen Schuldenschwanz mit Blick auf die eurolichen Pflichten im Griff zu halten, als den Nachbarn Tipps zu geben. In eigener Sache – falls Ihnen „Ross und Reiter“-Nennung fehlen: Google macht kurzfristige Meinungsverschiedenheiten nachtragend. Auf eine direkte Namensnennung pressebekannter oder an anderer Stelle genannter Akteure verzichte ich hier bei plakativen Meinungsäußerungen. Ich möchte nicht, dass jede Namensrecherche zu kurzfristigen Meinungskontrahenten jahrelang eine uralte persönliche Meinungsäußerung eines Andersdenkenden mit mächtiger Homepage hochspült.

Und übrigens, liebe Wissenschaffer: „Reiche“ Millionäre sind Leute mit 15.000 Euro Jahres-(Zins)-Alters-Einkommen oder Leute, die vor 20 Jahren für 2 Millionen am falschen Standort Immobilien (-Fonds) gekauft haben und jetzt vor der Aufgabe energetischer Sanierung stehen. Da ist die A13 Studienrats- und Wissenschaftler-Pension weit mehr wert. Da kommt mir eine politisch gut verkäufliche Idee … . Aber erst einmal fahre ich in Urlaub. Nach Deutschland. Aufs Boot. Mit Kindern in dem Alter, wo Eltern schwierig werden. In ein stabiles 3-wöchiges Hoch. Hoch! Wetten, dass …?