Die Immobilienbranche ist künftig ökologisch stärker gefordert

Karl Samonig, Vorstand der Samonig AG

Laut Weltklimabericht der UN (IPCC 2007) und vielen anderen Erhebungen wird die Erderwärmung mit allen Folgen für die Umwelt und damit für die Menschen massiv voranschreiten. Experten schätzen dabei, dass sich der Verbrauch von Primärenergie zwischen 2000 und 2050 verdoppelt. Es ist dabei sicherlich zu begrüßen, dass der Anteil von Erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren stetig zugenommen hat und Deutschland inzwischen Weltmarktführer bei einer Vielzahl von ökologisch orientierten Produktionsmöglichkeiten von Energie ist. Deutschland zählt inzwischen bei der Windkraft und der Photovoltaik zu Europas Musterschülern.

Allen diesen Entwicklungen ist jedoch eines gemein: sie erzeugen mehr Energie, wenngleich auf eine umweltverträglichere Art. Sie sparen keine Energie ein. Die Folgen sind dabei heute in einigen Bereichen noch gar nicht überschaubar: So finden bei der Herstellung von Photovoltaik-Anlagen Stoffe Verwendung, die Wissenschaftler und Fachleute als schwer zu entsorgen einstufen. Auch der Flächenverbrauch für Windkraftanlagen und erdgebundenen Photovoltaikanlagen hat langfristig negative Folgen. Es sollte dabei generell überlegt werden, ob es nicht sinnvoller ist, Energie erst gar nicht zu verbrauchen. Nach Meinung des Autors dieses Beitrags ist nur durch die sinnvolle Kombination aus Energieersparnis und dem Einsatz der Erneuerbaren Energien eine nachhaltige Trendwende in der Energiewirtschaft in Deutschland möglich.

Einen wesentlichen Stellenwert hierzu kann die energetische Sanierung von Immobilien leisten. Darunter ist die Dämmung der Fassade, des Dachs, der Kellerdecke, der Fenster, der Austausch der Fenster sowie der Erneuerung der Heizung zu verstehen. Obgleich es noch keine einheitliche Definition für den Begriff Green Building gibt, kommen sich die hinter beiden stehenden angestrebten Maßnahmen sehr nah. Beim Green Building handelt es sich in der Regel jedoch um Neubauten, die Ausrichtung ist zudem stark auf Büro- und Geschäftshäuser. Bei der energetischen Sanierung, dies sagt schon der Name, handelt es sich dagegen um die Anpassung im Immobilienbestand. Im Beispiel der Samonig AG liegt der Schwerpunkt sogar ganz gezielt auf Wohnimmobilien.

Vielen ist dabei gar nicht bewusst, welchen Stellenwert die energetische Sanierung beim Energieverbrauch einnimmt. Dies sollen Zahlen verdeutlichen: Deutschlands Immobilien verbrauchen rund 40% der Primärenergie. Wohnimmobilien hiervon alleine 30%. 87% dieser Energie werden dabei in den Haushalten für Heizung und Warmwasser aufgewandt. Damit benötigen Wohnimmobilien für die Erzeugung von Wärme und Warmwasser in etwa so viel Energie wie die gesamte deutsche Industrie. 75% dieser Energie könnte man jedoch durch energetische Sanierung einsparen.

Wiederum in Zahlen ausgedrückt läge der Investitionsbedarf für Deutschlands Immobilienbestände bei 700 bis 1.000 Milliarden Euro. Derartige Investitionen, selbst über Jahre gestreckt, würde für die nächsten Jahren eine nahezu unfassbare Beschäftigungswelle in Deutschland auslösen – selbstverständlich verbunden mit den entsprechenden Einnahmen bei Gewerbe-, Umsatz- und Einkommensteuer bei gleichzeitiger Entlastung des Sozialbudgets. Die Umsetzung dieser Aufgabe würde zum einen die Immobilienwirtschaft in Deutschland nachhaltig verändern, aber zudem auch die Energiewirtschaft. Ein Verzicht auf weitere, Ressourcen verbrauchende, Kraftwerke wäre vorprogrammiert.

Nachdem einzelne Marktteilnehmer auf energetische Sanierung setzen, geht die Samonig AG noch einen Schritt weiter und hat dieses Thema in die Kapitalanlagenbranche geführt. Umgesetzt wurde dies durch die Auflage einer Anleihe, an der sich Anleger mit einem festen Zinssatz von 7,5% beteiligen können. Durch den gezielten Mix an Aktienkapital, Fremdmitteln durch Banken sowie Fördermitteln der Kreditanstalt für Wiederaufbau und weiteren Subventionen, stellt das Anleihekapital dabei Eigenkapitalersatz da und sorgt somit für eine kostenoptimierte Gesamtfinanzierung der zu erwerbenden Projekte. Diese werden zunächst und nach entsprechender Sanierung in den Bestand genommen und können später verkauft oder in Fonds eingebracht werden. Das Potenzial im derzeit hauptsächlich bearbeiteten Standort Berlin ist dabei nahezu unerschöpflich. So stiegen laut dem Berliner Mietspiegel die warmen Betriebskosten alleine zwischen 2003 und 2007 um 32%, die Nettomietkosten jedoch nur um 4,4%. Mieter werden daher verständlicher Weise immer mehr nach energieoptimierten Wohnungen Ausschau halten, was zur Folge haben wird, dass diese mittelfristig zur Norm werden.