Erleichterung bei Offenen Fonds – Gesetzentwurf überarbeitet – Bewertungsabschlag kein Thema mehr

„Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“ So kommentierte SEB Asset Management Chefin Barbara Knoflach die aktuellen Entwicklungen beim Anlegerschutzgesetz. Am Montag hatte die Regierung ihre Änderungen vorgelegt. Zielsetzung war der bessere Schutz privater Investoren. „Das letzte Jahr war anstrengend“, so Knoflach weiter. Sie selbst habe gedacht, dass die Krise dazu führe, dass die Branche näher zusammenrückt. Dies sei aber nicht geschehen. Man habe sich eher gegenseitig atomisiert.

Die wichtigsten Änderungen:

–          Zukünftig wird es für Neuanleger eine Mindesthaltedauer von 2 Jahren geben. Zusätzlich wird eine Kündigungsfrist von einem Jahr für alle Anleger eingeführt.

–          Monatlich können Anleger zukünftig max. 5.000 Euro abheben bzw. 30.000 Euro pro Halbjahr oder 60.000 Euro im Jahr.

–          Die Immobilien der Fonds werden vierteljährlich bewertet.

–          Die Fremdkapitalquote des Gesamtfondsvolumens darf 30% nicht überschreiten.

Der umstrittenste Punkt, der Bewertungsabschlag von 10% ist hingegen vom Tisch. Dieser hätte für viele Fonds wohl existenzielle Probleme bedeutet.

Dr. Frank Billand, Vorstand Union Investment Real Estate AG, sieht für sein Unternehmen kein Problem bei den Änderungen. 30% FK-Quote habe man sowieso nie überschritten. Lediglich die Wettbewerbsfähigkeit beim Erwerb von Immobilien im Ausland sei eingeschränkt, da man mit dem Leverage ausländischer Investoren nicht konkurrieren könne. Laut Billand habe man das Minimalziel, Ruhe bei Altanlegern zu bekommen erreicht.

Auch die vierteljährliche Bewertung sei, lt. Dr. Matthias Danne von Deka Immobilien kein Problem für die Kostenbelastung. Man gehe nicht davon aus, dass Gutachter nun vierteljährlich um den Globus fliegen, um die Immobilien zu begutachten. Knoflach begrüßt auch die Kündigungsfrist von einem Jahr. Dadurch könne man Mittelabflüsse länger im Voraus planen.

Bei der Deka geht man noch einen Schritt weiter. Im Frankfurter Trianon ist man der Ansicht, dass der klassische Offene Immobilienfonds künftig wieder zu einem reinen Privatkundenprodukt wird. „Die Zahl der Anbieter von klassischen Retailprodukten wird sich auf eine einstellige Ziffer reduzieren“, meint Danne weiter. Vor allem Produkte mit einem klaren Vertriebshintergrund werden sich langfristig behaupten können. 2010 verzeichneten die Fonds der Deka Nettomittelzuflüsse von 1,6 Mrd. Euro. Davon entfielen 1,1 Mrd. Euro auf die drei Offenen Immobilienfonds für Privatanleger. Die restlichen 500 Mio. Euro flossen den Produkten für institutionelle Anleger zu. Mit der Frage, ob der klassische Offene Immobilienfonds zu einem Produkt für Kleinanleger wird, beschäftigt sich auch der Kommentarbeitrag von Dr. Andreas Kneip, Vorstandssprecher der Catella Real Estate aus München.