Fonds-Check: Aquila-Solarfonds investiert in Bestands-Anlage im Osten Deutschlands

 Keine Lust auf Vergütungs-Diskussionen

  Und immer, immer wieder geht die Sonne auf – von wegen. Nach Tschechien und Spanien haben nun auch Frankreich und Italien Solarinvestoren durch unvorhergesehene Genehmigungsmoratorien und Vergütungskürzungen, in Italien mit knappem Fertigstellungszeitraum, geschockt. Unter anderem Chorus und Enrexa stoppten bzw. verschoben deshalb den Vertrieb ihrer Italien-Blind Pools, die sie ohne konkrete Kalkulationsgrundlage nicht anbieten wollen. Dieser Rückzug ist dabei in keinem Fall ein grundsätzliches Votum gegen den italienischen Markt – der weist nach wie vor attraktive Vergütungshöhen auf, aber aktuell keine Vergütungssicherheit. Aquila bringt seinen vierten Solarfonds mit einer deutschen Bestandsanlage auf den Markt und entgeht so allen Vergütungs-Diskussionen. Ab 15.000 Euro plus fünf Prozent Agio sind Anleger dabei, insgesamt sollen 11,7 Millionen Euro Eigenkapital platziert werden. Die Laufzeit wird etwa 20 Jahre betragen, es sei denn, mindestens 75 Prozent Anleger entscheiden sich nach zehn Jahren für einen Verkauf des Solarparks.

 Markt: Durch die hektischen Reaktionen der Politik auf den galoppierenden Ausbau der Photovoltaik in den Sonnenländern Spanien und Italien erhält der im vergangenen Jahr so geschmähte einheimische Solarmarkt wieder Auftrieb: Zügige Genehmigungsverfahren erlauben konkrete Planungen. Zwar geraten die Renditen vorübergehend durch die jüngsten Vergütungskürzungen unter Druck, doch führen sinkende Modulpreise wie erwartet zu einem, wenn auch nicht vollständigen, Ausgleich.

Investitionsobjekt: Der Solarpark mit 16,4 MWp liegt in der Gemeinde Herzberg in Brandenburg und ist seit Dezember 2010 am Netz. Die Anlage nützt die Übergangsregelung wegen frühzeitiger Projektierung und erhält deshalb noch die Vergütung aus dem ersten Halbjahr 2010, das sind 28,43 Cent pro kWh. Verbaut sind Dünnschichtmodule von First Solar und Wechselrichter des Marktführers SMA mit den üblichen Garantieleistungen. Die Betriebsführung macht Generalunternehmer Beck Energy. Er garantiert eine Performance von mindestens 90 Prozent des gutachterlichen Durchschnittsertrages, die Wechselrichter werden vom Hersteller gewartet. Zwei unabhängige Ertragsgutachten vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE und dem Ingenieurbüro Dr. Bergmann liegen knapp fünf Prozent auseinander, Aquila zieht vom optimistischeren ISE-Gutachten ein Prozent ab und rechnet dann mit dem Durchschnitt beider Werte.

 Kalkulation und Kosten: Die Fremdkapitalquote wird mit 75 Prozent nicht aggressiv ausgereizt, aufgenommen wurden die Mittel für eine Laufzeit bis 30.09.2028 bei der UniCredit unter Einbindung von KfW-Darlehen. Sie weisen eine zehnjährige Zinsbindung zu 3,3 Prozent p.a. auf, für die Zeit danach wurden 5,85 Prozent per Zinsswap gesichert. Inklusive Anschaffungsnebenkosten, Bankgebühren und Pachtvorauszahlungen fließen 93,82 Prozent der Gesamtinvestition in den Erwerb des Solarparks, ein respektabler Wert. Für die Anlage freier Liquidität geht der Prospekt von einer Verzinsung von 1,5 Prozent p.a. aus. Nach dem ersten vollen Betriebsjahr wird die Degradation in Höhe von 0,5 Prozent jährlich abgezogen, eine konservative Vorgehensweise. Für einen eventuell nötig werdenden Rückbau der Anlage werden Rückstellungen in der Gesamthöhe von knapp 330.000 Euro gebildet, eine Forderung der finanzierenden Bank. Service und Wartung sind mit 17 Euro pro kWp kalkuliert, sämtliche Reparaturen sind inbegriffen. Für die kaufmännische Betriebsführung werden sieben Euro pro kWh fällig, zusammen mit den sonstigen Kosten  summieren sie sich auf gut 151.000 Euro jährlich. Auf Fondsebene fallen jährlich nur 0,45 Prozent des Kommanditkapitals an. Ab 2012 steigen die Kosten überwiegend jährlich um zwei Prozent.

 Gesamterfolg und steuerliches Konzept: Sofern die Anlage 20 Jahre gehalten wird, prognostiziert Aquila einen Gesamtrückfluss in Höhe von rund 240 Prozent vor Steuern, die der Anleger wegen der gewerblichen Konzeption mit seinem persönlichen Steuersatz zu versteuern hat. Dabei sollen die Rückbaukosten dem Restwert der Anlage entsprechen. Sobald die Anleger 240 Prozent ihres Zeichnungsbetrages erhalten haben, partizipiert die Komplementärin zu 20 Prozent an übersteigenden Rückflüssen, bei einem Verkauf nach zehn Jahren wird die Hurdle entsprechend gekürzt. Bei einem Verkauf nach zehn Jahren zu einem Preis in Höhe des mit zehn Prozent diskontierten Rest-Cashflows ergäbe sich ein Gesamtrückfluss von 181 Prozent vor Steuern. Die Sensitivitätsrechnung berücksichtigt Veränderungen der Sonneneinstrahlung, der Degradation sowie des Veräußerungserlöses, nicht jedoch der Betriebskosten.

 Anbieter: Aquila Capital Structured Assets legt seit 2006 in rascher Folge geschlossene Fonds auf, wegen der kurzen Historie sind zu deren Performance jedoch noch keine belastbaren Aussagen möglich, zwei von drei Klimaschutzfonds liegen allerdings wegen der Verwerfungen am Markt für Emissionszertifikate unter Plan. Seit 2009 sind Solarfonds dabei: Solar Invest I und II investieren in Solarportfolios in Deutschland, der Solar Invest III in französische Anlagen. Der vierte Fonds ist er erste mit einer bereits produzierenden Bestandsanlage – Aquilas Reaktion auf zunehmende Vergütungsunsicherheit in Europa.

 Meiner Meinung nach… Der aktuelle Solarfonds der Aquila setzt sich von den Vorgängern deutlich ab: Kein Blind Pool mit zu errichtenden Solaranlagen, sondern ein bereits produzierender Park in Deutschland. Die Technikpartner haben gute Namen, die Kalkulation ist marktüblich mit konservativen Details. Für Liebhaber kürzerer Laufzeiten mag der angedachte Verkauf nach der Hälfte der Förderungsdauer einen zusätzlichen Anreiz bieten.