Fonds-Check: Commerz Real finanziert eine der größten Solaranlagen in Deutschland

In Fukushima fliegt nach einem Tsunami ein Kernkraftwerk in die Luft, und in Deutschland verkündet Kanzlerin Merkel das Ende des Atomstroms.

Das ist jetzt zwei Jahre her, aber geregelt ist noch gar nichts. Sauberer Strom – saubere Sache, aber wer soll die Kosten tragen? Darüber streiten Merkel, Energieminister Peter Altmeier und Wirtschaftsminister Philipp Rösler. Zeichner des CFB-Fonds 180 „Solar-Deutschlandportfolio V“ der Commerzbank-Tochter Commerz Real kann es egal sein, wie sich die Politiker einigen. Die Anleger bekommen 20 Jahre lang eine feste Vergütung von 15,95 Cent pro Kilowattstunde. Selbst wenn die Altmeier-Gebühr von 1,5 Prozent der Vergütung aus dem Jahr 2014 umgesetzt würde, hätte der Fonds lediglich Mindereinnahmen von 300.000 Euro – bei einem Sicherheitspuffer von 1,4 Millionen Euro.

Objekt: Anleger beteiligen sich an insgesamt acht Photovoltaikkraftwerken mit einer Nennleistung von 13,2 bis 18,2 MWp, die sich aber alle an einem Standort befinden. Im vergangenen Jahr ist im brandenburgischen Templin eine der größten Solaranlagen Deutschlands entstanden. Dazu gehören außerdem zwei Umspannwerke und ein Netzanschluss. Die Gesamtleistung liegt bei 128,4 MWp; das reicht aus, um eine Kleinstadt mit 34.000  Vier-Personen-Haushalten ein Jahr lang mit Strom zu versorgen.

 

Investitionsvolumen: Der Fonds kommt auf eine Gesamtinvestition von knapp 205 Millionen Euro. Private Anleger sind mit insgesamt 49,4 Millionen Euro plus fünf Prozent Agio dabei. Knapp 153 Millionen Euro nimmt der Fonds als Darlehen bei der Kreditanstalt für Wideraufbau (KfW) aus dem Programm Erneuerbare Energien auf. Die Zinsen sind zehn Jahre lang fix und liegen bei 2,65 Prozent inklusive Marge. Über Swaps will sich der Initiator anschließend Zinsen von 4,45 Prozent inklusive Marge sichern. Geht die Kalkulation auf, wird der Fonds die Fremdfinanzierung innerhalb von 18 Jahren komplett tilgen.

 

Partner: Verantwortlich für die Planung, den schlüsselfertigen Bau und die Betriebsführung ist die Belectric Solarkraftwerke GmbH. Belectric bezeichnet sich selbst als Weltmarktführer beim Bau von Freiflächenanlagen und auf Dächern. Das Unternehmen beschäftigt 2.000 Mitarbeiter und hat 100 Patente angemeldet. Commerz Real hat mit Belectric bereits bei den Vorgängerfonds zusammengearbeitet. Die Panels stammen von First Solar, dem weltweit größten Hersteller von Dünnschichtsolarmodulen.

 

Kalkulation: Bei einem Vergütungssatz von knapp 16 Cent will der Fonds gemäß Prognose im ersten Jahr knapp 19 Millionen Euro einnehmen. In den Folgejahren sinken die Einnahmen, wobei Commerz Real eine Degradation von jährlich 0,6 Prozent annimmt. Damit ist der technische Verlust auf Grund von Abnutzungserscheinungen gemeint.

 

Gutachten: Da niemand weiß, wie die Sonne in den kommenden Jahren scheint, geben Anbieter von Solarfonds Gutachten in Auftrag, um auf deren Grundlage die künftige Stromproduktion vorherzusagen. CFB hat zwei Experten beauftragt, das Fraunhofer Institut und das Ingenieurbüro Dr. Bergmann. Beide Ergebnisse liegen mit rund 0,5 Promille nur minimal auseinander. Der Initiator rechnet mit dem Mittelwert und somit mit 932,5 kwh/kwp.

 

Gewinn: In den ersten Jahren bekommen Anleger Ausschüttungen von 7,5 Prozent. Ab 2017 steigen sie auf acht Prozent. Im Prospekt rechnet Commerz Real damit, den gesamten Solarpark nach zehn Jahren zu verkaufen. Aus dem Erlös steht den Fondszeichnern nach Abzug von Gewerbesteuer auf den Veräußerungsgewinn ein Anteil von 91,5 Prozent ihres Einsatzes zu. Das ergibt in Summe den Betrag von 165,8 Prozent, nach Abzug des eingesetzten Kapitals also ein Plus von knapp 61 Prozent.

 

Exit: In seinem Szenario geht der Anbieter davon aus, dass ein Käufer nach zehn Jahren knapp 115 Millionen Euro für den Solarpark zahlt. Das ist der abgezinste Barwert auf Grundlage von 15 weiteren Jahren Stromproduktion mit einem Faktor von 10,25 Prozent. Bei den Erträgen nach Ablauf der regulierten Vergütung rechnet Commerz Real zurückhaltend mit sechs Cent pro Kilowattstunde. Schon jetzt wird Energie an der Strombörse Leipzig mit fünf bis sechs Cent gehandelt. Der Initiator bekommt zwei Prozent des Verkaufserlöses. Das wären beim kalkulierten Preis rund 2,3 Millionen Euro.

 

Alternativ-Szenario: Wird die Solaranlage nicht verkauft, bekommen Anleger über den Zeitraum von 20 Jahren 198 Prozent ihrer Nominaleinlage zurück. Möglich ist auch eine Nutzung über 20 Jahre hinaus, wobei der Strom dann zu Marktpreisen gehandelt wird. Hier rechnet Commerz Real mit dem aktuellen Preis von sechs Cent – ebenfalls eine sehr konservative Schätzung.

Standort: Wo heute Solarpanels auf einer Fläche von rund 210 Hektar die Sonnenstrahlen reflektieren, hatten die Sowjets Großes vor. Auf dem Fernbomberplatz im Brandenburgischen Templin waren seit den 50-er Jahren Jagdflieger der Nationalen Volksarmee stationiert. Noch kurz vor der Wende sollte hier in Notfällen die sowjetische Raumfähre „Buran“ landen. Doch dazu ist es nie gekommen. Aus finanziellen Gründen kam die Konkurrenz zum Space-Shuttle der NASA nur zu einem einzigen, dazu noch unbemannten Einsatz.

 

Kosten: Die fondstypischen Kosten wie Provisionen, Vergütungen und Gebühren machen rund 14 Prozent des Eigenkapitals inklusive Agio aus. Dagegen ist nichts zu sagen.

 

Steuern: Abgaben ans Finanzamt fallen erst beim geplanten Verkauf an. Das macht beim Höchststeuersatz rund 20 Prozent aus, wobei der Anleger die Gewerbesteuer mit seiner Einkommensteuer verrechnen kann. In den Jahren zuvor verrechnen sich die Steuern mit den Abschreibungen.

Anbieter: Commerz Real zählt seit Jahrzehnten zu den führenden Fondsanbietern Deutschlands. Rund 75.000 Anleger haben sich mit 5,5 Milliarden Euro an insgesamt 180 geschlossenen Fonds beteiligt. Das Investitionsvolumen inklusive Bankdarlehen summiert sich auf 13,5 Milliarden Euro. Die vier bislang vertriebenen Solarfonds sind konservativ kalkuliert. Sie schütten besser aus als prospektiert.

 

Meiner Meinung nach… Es muss nicht immer Südeuropa sein. Das fünfte Solarfonds-Portfolio der Commerz Real investiert zwar nur an einem Standort, dafür in einen der größten Photovoltaikparks Deutschlands. Anbieter und Partner haben ihre
Expertise bewiesen, Vorgängerfonds schütten
besser aus als kalkuliert. Weil der Fonds bereits im September 2012 technisch dazu in der Lage war, Strom zu produzieren, bekommen Anleger 20 Jahre lang die damals geltende, höhere Vergütung von knapp 16 Cent pro Kilowattstunde. Wer auf den Energiewandel setzt, kann sich näher mit dem Angebot beschäftigen.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.