Fonds-Check: Elbfonds bringt Blind-Pool-Windkraftfonds in Polen

Wo der Wind weht in Deutschland, ist die Landschaft zugespargelt. An der Küste und im Landesinnern drehen sich die Propeller der Windkraftanlagen. Das ist in Polen anders. Dabei sind die Voraussetzungen ähnlich wie hierzulande. Davon will das Hamburger Emissionshaus Elbfonds profitieren. Der auf Investitionen in polnische Immobilien spezialisierte Initiator bietet mit dem „Direkt Invest Polen 8“ einen New-Energy-Fonds mit Beteiligungen an Windparks im Nachbarland.

 

Objekte: Der Fonds ist ein Blind Pool. Zum Zeitpunkt der Prospekterstellung hat er noch keine Objekte erworben. Auf der Einkaufsliste stehen in erster Linie kleinere Parks, weil die nicht im Fokus der institutionellen Großinvestoren stünden. Erlaubt sind direkte Investitionen, aber auch Beteiligungen an polnischen Objektgesellschaften. Der Prospekt nennt insgesamt drei Anlagen im Süden des Landes, die in Summe auf eine Gesamtinvestition von rund 36 Millionen Euro kommen. Ende 2013 bis Anfang 2014 soll der Strom ins Netz eingespeist werden. Mehr als Absichtserklärungen liegen allerdings noch nicht vor. Elbfonds will die Windräder zu einem Preis von 1.450 Euro pro Kilowatt erwerben. Als Beleg dafür präsentiert der Initiator zwei unverhandelte Angebote  zum Preis von 1.500 Euro beziehungsweise 1.650 Euro pro Kilowatt. Andere Anbieter rechnen in ihren Kalkulationen in europäischen Ländern mit bis zu 2.000 Euro pro Kilowatt.

 

Markt: In Sachen erneuerbare Energien hat Polen Nachholbedarf. Saubere Energieträger spielen mit 1,5 Prozent am Gesamtmarkt kaum eine Rolle. Während Deutschland 29.000 Megawatt aus Windkraft produziert, sind es in Polen gerade einmal 1.600 Megawatt. Zahlen aus dem Jahr 2010 weisen der Windkraft 2,1 Prozent der produzierten Strommenge zu, sonstige erneuerbare Energien kommen auf 1,5 Prozent, 28 Prozent entfallen auf Steinkohle und zwei Drittel auf Braunkohle. Will das Land seine Luft nicht weiter verpesten, muss der New-Energy-Anteil steigen. Der Verbrauch wird unweigerlich zunehmen. Prognosen gehen von einem jährlichen Plus in Höhe von fünf Prozent bis zum Jahr 2032 aus. Das dürfte nicht ohne Auswirkungen auf den Strompreis bleiben. Seit 2006 kletterte er um knapp 70 Prozent und soll bis 2020 noch einmal um 80 Prozent zulegen.

 

Vergütung: Ein neues EEG muss noch vom polnischen Parlament verabschiedet werden. Wird es wie erwartet durchgewunken, bringt Strom aus Windkraft zweigeteilte Einnahmen. Sie setzen sich zusammen aus dem freien Verkauf und handelbarer Zertifikate. Die behalten ihren Wert allerdings nur bis 2017. Für die Zeichner bedeuten die Vorschriften Einnahmen von umgerechnet knapp 10,5 Cent pro Kilowattstunde. Dabei geht Elbfonds von einem Umrechnungskurs von 4,3 polnischen Zloty für einen Euro aus. So muss es jedoch nicht kommen. Innerhalb der vergangenen drei Jahre pendelte der Kurs zwischen 3,8 Zloty und 4,5 Zloty pro Euro. Innerhalb von fünf Jahren sogar zwischen 3,2 und 4,75 Zloty. Das ist für Anleger wichtig zu wissen, denn innerhalb des Fonds wird alles im Zloty abgerechnet. Währungsrisiko als nicht vergessen!

 

Kalkulation: Der Fonds geht im Prospekt von 37,5 Millionen Euro aus. Darlehen sind bis zu einer Quote von 65 Prozent der Gesamtinvestition vorgesehen. Elbfonds rechnet hier mit Zinsen von acht Prozent eher konservativ. Eine verbindliche Bankzusage liegt noch nicht vor.

 

Gewinn: Hat der Fonds Zinsen, Tilgung und laufende Kosten beglichen, bleiben Anlegern Ausschüttungen von acht Prozent, die auf elf Prozent steigen. Im Jahr 2022 will der Anbieter die Anlagen wieder verkaufen. Inklusive Verkaufserlös sollen sich die Rückflüsse auf 195 Prozent summieren. Nach Steuern bleiben 169 Prozent, ein Plus von 64 Prozent also. Damit diese Rechnung aufgeht, muss der Fonds die Windräder zum Preis von rund 21,7 Millionen Euro veräußern. Bei diesem Szenario orientiert sich Elbfonds an in Deutschland üblichen Preisen für acht bis zehn Jahre alte Windparks. Doch diese Kalkulation hat einen Haken: Der Zertifikatehandel macht in Polen rund die Hälfte der Gesamterlöse aus, ist jedoch auf
15 Jahre begrenzt. Das Verkaufsszenario dürfte daher nur eintreten, wenn Strom am freien Markt in zehn Jahren tatsächlich deutlich teurer verkauft
werden kann.

 

Anbieter: Geschäftsführer der Elbfonds Capital GmbH sind Stephan Groth und Andreas Brinke. Das Emissionshaus hat sich auf Investitionen in Polen spezialisiert. Die Leistungsbilanz liest sich nicht gerade wie eine Empfehlung. Die tatsächlichen Auszahlungen hinken den Soll-Plänen teilweise deutlich hinterher.

 

Weiche Kosten: Die fondstypischen Nebenkosten machen rund 21,3 Prozent der Gesamtinvestition inklusive Agio aus – das ist durchaus üblich.

Steuern: Abgaben sind nur in Polen fällig. Der Fonds zahlt 19 Prozent Körperschaftssteuer. Der deutsche Fiskus geht auf Grundlage des Doppelbesteuerungsabkommens mit Polen leer aus.

 

Meiner Meinung nach… Stromproduktion aus erneuerbaren Energien hat in Polen Nachwuchsbedarf. Selbst gute Standorte stehen noch zur Verfügung. Ob es Elbfonds gelingt, hier zuzuschlagen, darauf müssen sich Zeichner des Fonds „Direkt Invest Polen 8“ verlassen, denn das Angebot ist ein Blind Pool. Die Kalkulation erscheint an manchen Stellen optimistisch, zum Beispiel beim prognostizierten Kaufpreis für die Windparks. Hinter dem Exit steht ein Fragezeichen, denn Käufer könnten vom Zertifikatehandel als Teil der Erlöse nur noch begrenzt profitieren. Ein Eurofonds zwar, der aber in polnischen Zloty abgerechnet wird.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
Tel.: +49 (0) 221 – 97 58 97 75
E-Mail: redaktion@markusgotzi.de

Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.