Fonds-Check: Green Investors sucht Mezzanine-Finanzierung für Holzheizkraftwerke

Skandinavische Investitionsstandorte fehlten bislang in geschlossenen Fonds. Vor allem aus steuerlicher Sicht lohnten sich Beteiligungen für private Anleger kaum.

Der Newcomer Green Investors aus Düsseldorf öffnet die Tür nach Norden. Mit dem Fonds „Sweden Wood Energy 1“ finanzieren private Anleger ab 10.000 Euro plus fünf Prozent Agio den Kauf und den Betrieb von Holzkraftwerken in Schweden. Ein Markt, auf dem sich kaum ein Anleger auskennen dürfte. Der Neuling fordert daher einen erheblichen Vertrauensvorschuss ein.

Standort: Jede Minute verschwinden rund um den Globus 35 Fußballfelder Wald. Das entspricht der Fläche Hannovers, Tag für Tag. Der Holzbestand in Schweden dagegen wächst jährlich um rund 20 Millionen Kubikmeter. Bis 2030 erwartet der schwedische Forstwirtschaftsverband eine Ausweitung des Bestandes von derzeit 3,1 Milliarden Kubikmeter auf 3,4 Milliarden Kubikmeter. Allerdings werden Schwedens Naturwälder zunehmend durch Nutzforste mit schnell wachsenden Hölzern ersetzt. Drei Viertel der landwirtschaftlichen Betriebe sind bereits jetzt durch Forstwirtschaft geprägt.

Markt: Holz als Heizstoff spielt in Schweden eine bedeutende Rolle. Das Land verbraucht 20 Prozent der weltweiten Pelletproduktion. Biomasse ist die Grundlage für rund 30 Prozent der jährlich in Schweden bereitgestellten Energie inklusive Strom, Wärme und Kraftstoffe.

Objekte: Als ersten Standort nennt der Verkaufsprospekt Krokek, 170 Kilometer von Stockholm entfernt. Das Heizwerk dort wird ab diesem Jahr mit Holzpellets betrieben. Ein Abnahmevertrag mit der Gemeinde Norrköping liegt noch nicht vor, ist aber in Vorbereitung. Er sieht eine jährliche Wärmeabgabe von anfänglich 4.500 Megawattstunden (MWh) vor. Die Erlöse liegen bei umgerechnet sieben Cent pro Kilowattstunde (kwh). Für das nötige Brennmaterial sorgt ein langfristiger Liefervertrag, der an einen Biomassebrennstoffindex gekoppelt ist.

Projekte: Weitere Standorte sind identifiziert, wobei die Kraftwerke bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen. Maßgeblich sind dabei Wärmelieferverträge mit Gemeinden oder industriellen Großabnehmern. Welche Projekte in Frage kommen, entscheidet eine schwedische Betreibergruppe.

Betreibergruppe: Sie ist das eigentliche Beteiligungsobjekt. Bei der Betreibergruppe handelt es sich um eine schwedische Holding, die direkt oder indirekt über Objektgesellschaften in Holzheizwerke investieren will. Dahinter steckt die Familie Schäfer mit ihrer Firma Direct Invest. An dieser Stelle schließt sich der Kreis zum Fondsinitiator Green Investors, in dessen Aufsichtsrat Erik und Elmar Schäfer sitzen. Der Fonds und damit die Anleger stellen der Betreibergruppe eine Mezzanine-Finanzierung von knapp 18 Millionen Euro zur Verfügung. Technisch wird sie über einen Partizipationsschein abgewickelt. Die Betreibergruppe zahlt das Kapital im April 2020 zurück. Wichtig in diesem Zusammenhang: Die Fondsgesellschaft hat keinen gesicherten Anspruch darauf. Wörtlich heißt es im Prospekt: „Die Vertragsparteien haben ausdrücklich vereinbart, dass keine Sicherheiten durch die Betreibergruppe gewährt werden.“ Wie erwähnt: Anleger investieren nicht nur Kapital, sondern auch Vertrauensvorschuss.

Konzeption: Der Fonds selbst nimmt kein Fremdkapital auf. Die Betreibergruppe dagegen benötigt ein Darlehen von gut 20 Millionen Euro. Noch sind keine Kreditverträge unterzeichnet, doch Green Investors rechnet in seiner Prognose mit Zinsen von 7,6 Prozent. Bis Ende 2019 soll das Darlehen komplett zurückgeführt werden.

Kalkulation: Der Fonds will 21 Millionen Euro einsammeln. Zeichner sollen ab 2013 Zinsen von 8,5 Prozent p.a. erhalten, die auf 10,5 Prozent steigen. Am Ende der Laufzeit bekommen Anleger zusätzlich den Equity Value, gemeint ist der Marktwert des Eigenkapitals der Betreibergruppe. Wie sich dieser Wert errechnet, soll den Wirtschaftsprüfern überlassen bleiben. Dahinter stecken viele Voraussetzungen und Annahmen. Geht die Rechnung auf, machen Anleger bis April 2020 ein Plus von rund 86 Prozent vor Steuern.

Weiche Kosten: Der Prospekt listet Provisionen, Gebühren und Vergütungen auf, die sich auf 15 Prozent summieren. Alleine die Provisionen machen 13 Prozent aus und spiegeln das Dilemma von Newcomern wider. Um Vertriebe zu gewinnen, müssen sie als Einstieg in den Markt überdurchschnittlich hohe Provisionen zahlen – vor allem mit einem erklärungsbedürftigen Produkt.

Steuern: Die KG ist Vermögens verwaltend tätig, daher sind nur die Anleger steuerpflichtig, und zwar in Deutschland. Ein bedeutender Unterschied zu Immobilienbeteiligungen, bei denen die Anleger Miteigentümer würden, was zu einer Steuerpflicht in Schweden führen würde.

Anbieter: Green Investors ist neu im Geschäft mit geschlossenen Fonds. Macher und Vorstand ist Ingo Soriano Eupen. Der Initiator ist eine Tochter der Direct Invest Holding. Deren Chef ist Erik Schäfer, gleichzeitig Direktor und Gesellschafter der schwedischen Betreibergruppe.

Meiner Meinung nach… Erster Fonds, der in schwedische Holzheizkraftwerke investiert. Sind die Annahmen realistisch? Preise und Kosten angemessen? Kraftwerke und Brenner qualitativ hochwertig? Der Fonds investiert in Assets und Märkte, die nicht nur für Journalisten Neuland bedeuten, sondern auch für typische Investoren. Potenzielle Zeichner müssen dem Fondsinitiator und seinen Partnern trotz eventueller Interessenkonflikte voll und ganz vertrauen. Risiken sind bei dem Konzept nicht ausgeschlossen, worauf auch die vergleichsweise hohen in Aussicht gestellten Ausschüttungen von mindestens 8,5 Prozent jährlich hinweisen. Nicht vergessen: In Schweden wird in der Krone abgerechnet und nicht im Euro.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.