Fonds-Check: HCI bringt zweite Tranche an Containerfrachtern mit Sicherheitspaket

Hat es einen Zweck, Anlegern Kapitalanlagen anzubieten, die derzeit niemand mit der Kneifzange
anfasst? Die Rede ist von Schiffsbeteiligungen.

Der Verband Geschlossene Fonds hat in seinen Platzierungszahlen des ersten Quartals ermittelt, dass Zeichner gerade einmal 4,3 Millionen Euro in neue Schiffsbeteiligungen investierten. Das ist nichts! Dennoch bringt HCI ein Angebot auf den Markt: Anleger finanzieren die zweite Tranche des Fonds „Hammonia Francia“.

Objekt: Das sieben Jahre alte Fondsobjekt MS „Hammonia Francia“ fährt unter dem Namen „CMA CGM Wagner“ und kann 5.782 Standardcontainer transportieren. Der Fonds hat 41,3 Millionen Dollar plus Erwerbsnebenkosten dafür gezahlt. Verkäuferin ist die Chartergesellschaft CMA CGM, daher auch der offizielle Name. Ein typisches Sale-and-lease-back-Geschäft also. HCI definiert den Grund dafür im Prospekt so: „Da zwischen Käufer und Verkäufer unterschiedliche wirtschaftliche Interessen oder Erwartungen über die Höhe und den Zeitraum der künftigen Cashflows bestehen, kommt es zu  einem Verkauf.“

Gutachter: Wie üblich, liegt der Verkaufspreis unter den gutachterlichen Vorstellungen. Sachverständiger Gunter Oppermann kommt im Auftrag des Initiators auf einen Wert von 45 Millionen Dollar. Dabei stellt er aber klar, dass er das Schiff nicht besichtigt hat. Grundlage seines Ergebnisses ist vor allem die „für heutige Zeiten hohe Charterrate von 23.000 Dollar“. Die Argumentation überrascht. Ist doch die Charterrate Basis für den Kaufpreisvervielfältiger. Je höher die Einnahmen, desto höher der Preis, was aber nicht viel über den realen Wert aussagt.

Markt: Die Preise für Schiffe sind am Boden. Die Einnahmemöglichkeiten ebenfalls. HCI listet im Verkaufsprospekt Vergleichswerte für kleinere und größere Gebrauchtschiffe auf, offenbar wurden 5.800-TEU-Schiffe in jüngster Zeit nicht gehandelt. Immerhin lassen sich Aussagen über die Einnahmemöglichkeiten vergleichbarer Frachter treffen. Ende 2011 wurden Schiffe mit 5.400 Stellplätzen über vier Jahre lang zu Tageschartern von 16.000 Dollar vermietet. Eine erhebliche Differenz zu den 23.000 Dollar beim Fondsschiff. Auch die Preise sind wieder in den Keller gerauscht. Clarkson Research listet für April einen Preis von 31 Millionen Dollar für ein fünf Jahre altes Schiff mit 5.100 TEU auf und 23,5 Millionen Dollar für ein zehn Jahre altes Schiff dieser Größenklasse.

Charterer: CMA CGM ist mit knapp 400 eigenen und gecharterten Containerschiffen die drittgrößte Reederei der Welt. Aktuell läuft es nicht so richtig rund. Für das Geschäftsjahr 2011 erwartet das Unternehmen ein leichtes Minus. Die auf die Schiffsbranche spezialisierte Ratingagentur Dynamar vergibt auf der Risiko-Skala von guten eins bis miserablen zehn eine durchschnittliche vier. Der Vertrag über 23.000 Dollar hat eine Laufzeit bis Oktober 2016.

Konzeption: Der Fonds ist mit einigen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet. So beteiligt sich die Reederei mit rund zehn Prozent nachrangigem Kapital an der Gesamtinvestition und parkt dazu weitere drei Millionen Dollar auf einem Sicherungskonto. Das Geld wird fällig, sollte die Kredit gebende Bank zusätzliche Sicherheiten wie etwa eine Zusatztilgung verlangen. Der Charterer hinterlegt eine Million Dollar. Sollte er ausfallen, könnte das Schiff so ohne neuen Mieter 55 Tage zu den ausgehandelten Konditionen fahren.

Finanzierung: Der Fonds sammelt bei privaten Anlegern insgesamt 15,15 Millionen Euro Eigenkapital ein, das bei den jährlichen Ausschüttungen bevorzugt behandelt wird. Die erste Tranche von acht Millionen Euro wurde bereits über neun Aufbaupläne des Initiators platziert, so dass es bei diesem Angebot hier noch um 7,15 Millionen Euro geht. Darüber hinaus beteiligt sich die Hammonia Reederei mit 3,365 Millionen Euro und zusätzlich 2,34 Millionen Euro Sicherungskapital, die Peter Döhle Schiffahrts KG ist mit 387.300 Euro dabei. HCI verbucht diese Positionen unter dem Begriff Standardkommanditkapital, das bei den Ausschüttungen nachrangig an die Reihe kommt.

Gewinn: Anleger sollen laufende Ausschüttungen von sechs Prozent bekommen. Inklusive Verkaufserlös machen sie gemäß der Prognose bis September 2016 ein Plus von 30 Prozent.

Fremdkapital: Zusätzlich nimmt der Fonds 22 Millionen Dollar bei einer deutschen Bank auf und zahlt dafür bei einer Laufzeit von 4,7 Jahren Zinsen inklusive Marge von 4,99 Prozent. Bis zum geplanten Verkauf des Schiffs im September 2016 – einen Monat vor dem Ende des Chartervertrages – tilgt der Fonds die Hälfte des Darlehens. Das ist viel. Die Hammonia Reederei, ein Joint Venture der HCI Gruppe und der Peter Döhle Schiffahrts KG, hinterlegt drei Millionen Konto auf einem Sicherungskonto. Eine Forderung der finanzierenden Bank.

Exit: Beim Verkaufsszenario rechnet HCI
mit einem Preis von 39 Millionen Dollar und unterstellt dabei einen Dollarkurs von 1,30. Über diese Annahme lässt sich streiten. HCI unterstellt dabei eine Rückkehr zum Marktniveau Anfang 2011. Entscheidend wird sein,
ob sich die Schifffahrt und damit die Nachfrage nach Tonnage und Containerschiffen nachhaltig erholt. Seriös kann das heute niemand vorhersagen.

Weiche Kosten: Die Schiffserwerbs-Nebenkosten summieren sich auf 1,36 Millionen Euro. Hinzu kommen weitere Provisionen, Gebühren und Vergütungen von gut 2,6 Millionen Euro. Macht rund zehn Prozent der Gesamtinvestition. Das ist natürlich weniger als bei noch vor wenigen Jahren üblichen Schiffsfonds, vor dem Hintergrund einer kurz laufenden Kapitalanlage aber nicht ohne.

Meiner Meinung nach… Der Fonds hat das Schiff im Herbst 2011 gekauft. Seitdem sind Containerfrachter deutlich billiger geworden, ebenso wie die Charterraten. Wer der Tranche 2012 beitritt, hat also den idealen Zeitpunkt verpasst. Allerdings beteiligt er sich an einem Gesamtpaket mit doppeltem Boden. Die Reederei bleibt beteiligt, profitiert aber erst nach den privaten Anlegern. Hinterlegtes Kapital sollte die Bank beruhigen. Einen Pluspunkt verdient auch die hohe Tilgung. Anleger erwarten eine positive Entwicklung der Schifffahrtsmärkte. Wer nicht ausdrücklich davon ausgeht, sollte die Finger von Schiffsfonds lassen. Grundsätzlich.           ¨



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.