Fonds-Check: Voigt & Collegen beteiligt Anleger an größtem Solarpark Europas

 Sonne scheint auf 235 Fußballfelder

 Nördlich von Rom entsteht die größte Photovoltaikanlage Europas, nach Kanada die zweitgrößte der Welt. Das Sonnenkraftwerk hat eine Leistung von 84 MegawattPeak (MWp), erstreckt sich über 235 Fußballfelder und ist damit für einen geschlossenen New-Energy-Fonds viel zu groß. Voigt & Collegen hat sich eine Tranche daran gesichert und bietet Anlegern mit dem „SolEs 23“ ab 10.000 Euro plus fünf Prozent Agio an, sich daran zu beteiligen.

Objekt: Der Prospekt informiert ausführlich über den Solarpark im italienischen Montalto, rund 120 Kilometer vom Rom entfernt. Die Anlage wurde im Dezember 2010 ans italienische Stromnetz angeschlossen und erwirtschaftet daher 34,6 Cent pro Kilowattstunde. Dieser Tarif ist 20 Jahre lang fest zugesagt. Eine Studie der Europäischen Union weist dem Standort einen spezifischen Ertrag von gut 1.500 Kilowattstunden pro Quadratmeter jährlich zu. Zum Vergleich: In Deutschland sind es je nach Standort 1.000 bis 1.300 Kilowattstunden.

Gutachten: Voigt & Collegen beruft sich in seiner Prognose auf Gutachten, die für Montalto im jährlichen Durchschnitt auf eine Globalstrahlung von rund 1.540 Kilowattstunden pro Quadratmeter kommen. Auf dieser Grundlage ergibt sich aus dem Ertragsgutachten eine Strahlungsenergie von 1.928 Kilowattstunden. Das Plus von rund 26 Prozent resultiert aus der technischen Besonderheit des Solarparks. Er ist komplett mit einachsig nachgeführten Systemen ausgerüstet. Dabei werden die Sonnenkollektoren von morgens bis abends automatisch der Sonne nach ausgerichtet.

Konzept: Anleger beteiligen sich aber nicht unbedingt nur an dem Riesen-Solarpark in Italien. Der Fonds erlaubt die Investition in weitere Anlagen in Frankreich, Italien und Spanien. Dabei hält sich der Initiator die Möglichkeit offen, mehr Eigenkapital einzusammeln als die geplanten 17,5 Millionen Euro. Die Gesamtinvestition summiert sich inklusive aller Kosten und Darlehen auf mindestens 50 Millionen Euro.

Beteiligung: Eine Vielzahl von Anlegern investiert in das New-Energy-Projekt. Rund 33 MWp hat sich die Allianz gesichert. Dieser Teil hat mit den verbleibenden 51 MWp nichts zu tun und wird daher nicht weiter betrachtet. Vom Löwenanteil des Solarparks hat Voigt & Collegen eine Beteiligung von 16 Prozent für den Fonds erworben. Der Versicherungskonzern MetLife hält 58 Prozent der Anteile, weitere 26 Prozent sind im Besitz eines Infrastrukturfonds der zweitgrößten italienischen Bank Banca Intesa San Paolo. Jeder Partner hat seine Anteile zu den selben Konditionen erworben.

Kalkulation: Der Fonds hat kein Darlehen aufgenommen, sondern finanziert den Fremdkapitalanteil über Bonds. Grund hierfür ist das Joint Venture mit den institutionellen Großanlegern. Sie würden solche Großprojekte nicht über eine Bank finanzieren, sondern über den Kapitalmarkt, erklärt der Initiator. Das Fremdkapital teilt sich in zwei gleich große Tranchen auf. Die eine Hälfte wurde zum Zins von 5,7 Prozent bei anderen institutionellen Großinvestoren platziert, die andere Hälfte zu gut 4,8 Prozent von der Europäischen Investitionsbank übernommen. Die Zinsen sind über 18 Jahre fix. Der Fondsanteil am Fremdkapital beträgt knapp 31,5 Millionen Euro.

Gewinn-Szenario: Scheint die Sonne wie bestellt, bekommen Anleger Ausschüttungen von durchgehend 7,5 Prozent. Bis zur geplanten Auflösung des Fonds Ende 2021 kommen sie inklusive des Verkaufserlöses auf ein Plus von gut 51 Prozent nach Steuern. Dabei geht der Initiator davon aus, dass er einen Verkaufserlös von 110 Prozent für seine Anleger erwirkt. Das Fremdkapital wird gemäß der Prognoserechnung bis dahin um knapp die Hälfte getilgt.

Weiche Kosten: Gebühren, Provisionen und sonstige Nebenkosten machen 27,3 Prozent des Eigenkapitals aus oder zehn Prozent der Gesamtinvestition. Der Anbieter lässt sich seine Expertise bezahlen, denn die Kosten liegen leicht über dem Durchschnitt der Solarfonds-Branche.

Steuern: Der Fonds ist wie alle vergleichbaren Angebote von Voigt & Collegen Vermögens verwaltend angelegt. Die steuerliche Konzeption ist der Konzeption geschuldet, die weitere Investitionen auch in anderen Ländern zulässt. Anleger zahlen Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent.

Anbieter: Voigt & Collegen hat bislang 22 Solarfonds aufgelegt, die ersten 19 davon waren Private Placements. Zeichner investierten 300 Millionen Euro und finanzierten damit Solaranlagen mit einer Leistung von 68 MWp. Maßgeblicher Partner im SolEs 21 ist außerdem die Solarfirma Sunpower. Sie hat die Anlage gebaut, verkauft und ist gleichzeitig Betreiberin und Lieferantin der Solarmodule.

Meiner Meinung nach… Beteiligung am größten Solarpark Europas. Die Annahmen des Initiators sind realistisch. Das Joint Venture mit zwei Großinvestoren, die ihr deutlich höheres Engagement ausführlich geprüft haben dürften, wirkt beruhigend. Allerdings akzeptieren Fondszeichner, dass sie sich nicht alleine an der gewaltigen Solaranlage in Montalto beteiligen, sondern darüber hinaus eventuell an weiteren Projekten, die derzeit noch nicht feststehen. Ein Vertrauensvorschuss ist daher nötig, den sich der Initiator als anerkannter Spezialist mit früheren Angeboten verdient hat.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.