Interview – Commerz Real Vorstand Andreas Muschter zum Thema Renditeerwartung

Eigentlich wollte Andreas Muschter, Vorstandsvorsitzender der Commerz-Real AG, bereits auf der Immobilienmesse Expo Real vermelden, dass die BaFin-Gestattung für eine Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) vorliegt. Nun hat die Behörde grünes Licht gegeben. Der Fondsbrief erreichte Muschter auf der MIPIM im französischen Cannes.

 

Der Fondsbrief: Wie erleben Sie die Immobilienmesse in Cannes?

 

Andreas Muschter: Ich erlebe hier eine positive Stimmung, aber keine Euphorie. Eher eine angenehme Zurückhaltung. Den Immobilienanbietern geht es sehr gut. Wer leidet, das sind die finanzierenden Banken. Wir sprechen zwar noch nicht von einem ruinösen Preiskampf, aber bei Core-Objekten gehen die Margen deutlich zurück. Ich halte das für kein gutes Zeichen, zumal die Konkurrenz um geeignete Objekte immens ist – das zeigt sich auch hier auf der MIPIM. Staatsfonds aus den USA, Asien, Norwegen und andere Investoren sind auf der Suche nach großvolumigen Direktinvestments.

 

Sind Sie hier ebenfalls auf der Suche nach Core-Objekten, oder kommen für Sie auch Immobilien in zweiter Lage in Frage?

 

Wir haben aus den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt und werden deshalb nicht mehr auf B-Lagen ausweichen. Die Situation muss im Gegenteil dazu führen, dass die Renditeerwartung sinkt. Wenn wir über ein anderes Risikoprofil nachdenken, dann eher im Zusammenhang mit Projektentwicklungen, die noch nicht zu 100 Prozent vermietet sind. Das ist für mich etwas anderes als eine Immobilie in zweiter Lage mit den damit verbundenen Vermietungsrisiken.

Wie sehen Ihre konkreten Pläne für erste Fonds unter dem Dach Ihrer KVG aus?

 

Für private Anleger ist ein Flugzeugfonds wahrscheinlich. Wir sind allerdings noch nicht an dem Punkt, die nötigen Unterlagen bei der BaFin einzureichen, befinden uns aber mit allen Beteiligten in aussichtsreichen Verhandlungen. Ich bin zuversichtlich, dass uns der Fonds gelingen wird.

 

Werden Sie die KVG auch für Ihren offenen Fonds HausInvest nutzen?

 

Nein, wir werden künftig drei Kapitalverwaltungsgesellschaften haben: Eine für geschlossene inländische Publikums- sowie geschlossene und offene inländische Spezialfonds, eine für Strukturen nach Luxemburger Recht, und eine für unseren offenen Fonds hausInvest, in der Form, wie wir das bisher mit der KAG hatten.

 

Sie sprachen gerade Spezialfonds an. Die Commerz Real hat sich doch kürzlich von ihrem Geschäft mit Spezialfonds getrennt.

 

Das frühere Geschäft war von kleinteiligen Objekten und einem heterogenen Anlegerkreis geprägt. Künftig wollen wir in Club-Deals große Immobilien im Volumen um die 100 Millionen Euro einem begrenzten Kreis von Investoren anbieten. Das gilt auch für andere Assetklassen. An erster Stelle kommt das Asset, dann der Anlegerkreis, und anschließend prüfen wir, welche Struktur in Frage kommt. Das kann auch ein Joint Venture sein.

 

Wann und wo bietet sich so etwas an?

 

Im Ausland zum Beispiel. Wir haben im vergangenen Jahr unser Comcast Center in Philadelphia mit einem attraktiven Ergebnis für unsere Anleger verkauft. Diesen Kunden und anderen Anlegern mit Interesse an Dollarinvestments würden wir über eine Struktur mit Vorzugsstellung gerne ein neues Produkt in den USA anbieten.