Interview mit Otmar Knoll von fairvesta – „Du wirst schnell in einen Topf geworfen“

2.208 – so viele Finanzberater dürfen Stand Anfang Mai nach Paragraf 34 f Gewerbeordnung geschlossene Fonds verkaufen, so viele waren im Finanzanlagenvermittlerregister des Deutschen Industrie– und Handelskammertages (DIHK) aufgelistet.

 

Nicht gerade üppig. Überwiegend auf freie Dienst-leister setzt dennoch das Tübinger Emissionshaus Fairvesta, einer der wenigen Anbieter mit nennenswertem Umsatz in diesen Zeiten. Für An- und Verkauf der Immobilien und den Vertrieb der Kapitalanlagen ist Handlungsbevollmächtigter Otmar Knoll zuständig.

Fondsbrief: Seit Anfang des Jahres gelten für den freien Vertrieb neue Regeln. Auf Ihrer Internet-Seite können Vermittler einen Qualifikations-Check machen. Wie nehmen die das Angebot an?

 

Otmar Knoll: Das läuft noch nicht in der Größenordnung, wie wir uns das erhofft haben. Wohl nur jeder zehnte unser Vermittler hat den Check gemacht – ein ähnliches Phänomen wie die niedrige Zahl der bei der DIHK registrierten Berater. Viele melden sich erst auf den letzten Drücker.

 

FB: Fairvesta erzielt rund 50 Prozent des Umsatzes im Ausland. Sind die Vermittler dort ähnlich verunsichert wie hierzulande?

 

Knoll: In Österreich und Frankreich gelten ebenfalls die EU-Vorschriften zur Regulierung durch die AIFM, in der Schweiz vergleichbare Regeln. Die neuen Richtlinien und höheren Anforderungen werden dort ähnlich intensiv diskutiert wie bei uns. Auch im Ausland hat das zu Verunsicherungen geführt, aber das ist dort definitiv ruhiger abgelaufen als in Deutschland.

 

FB: Werden Sie eine eigene Kapitalanlagegesellschaft gründen, um auch in Zukunft geschlossene Fonds anbieten zu können?

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„Es mangelt an qualifiziertem Personal, um eine eigene KVG auszustatten“

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Knoll: Wir prüfen derzeit mehrere Optionen. Einer Master-KVG stehe ich eher kritisch gegenüber, denn ich halte nichts davon, Dienstleistungen auszugliedern. Das Problem ist: Es mangelt an qualifiziertem Personal, um eine eigene KVG auszustatten. Suchen sie mal einen Geschäftsführer für das Risikomanagement mit einschlägiger Erfahrung. Davon gibt es nicht viele. Und deren Gehaltsforderungen sind fürstlich.

 

FB: Der VGF hat kürzlich gemeldet, dass sich die Umsätze auf schwachem Niveau noch mal halbiert haben. Wie sieht es bei Ihnen aus?

 

Knoll: Nicht ganz so schlimm. Fairvesta liegt bei einem Minus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wir leiden stark unter dem S+K-Skandal und den damit verbundenen Pleiten von FIHM und der DCM AG. Das hat mehr kaputt gemacht als alle Diskussionen um den Paragrafen 34 f, denn davon sind schätzungsweise 6.000 bis 8.000 Vermittler betroffen. Die sind verbrannt, können sich mit keinem Produkt mehr bei ihren Kunden blicken lassen. Zwar haben nur die wenigsten unserer Berater auch S+K verkauft, aber Du wirst schnell in einen Topf geworfen.

 

FB: Fairvesta stellt ebenfalls relativ hohe Renditen in Aussicht. Schreckt das derzeit eher ab? Wie reagieren Vertriebe und Anleger darauf?

 

Knoll: Kunden und Berater haben von ihrem Recht Gebrauch gemacht, in unsere Bücher zu schauen. Das waren bis zu zehn Gäste am Tag. Sie haben sich davon vergewissert, welche Preise wir gezahlt haben, wie hoch die erzielten Mieten sind, dass alles ordnungsgemäß ist.

 

FB: Fairvesta bietet nicht nur geschlossene Fonds an, sondern auch Immobilienanleihen und eine Immobilienpolice. Werden diese Produkte den Fonds überflügeln oder gar ablösen?

 

Knoll: Anleihen und Versicherungen können die Rückgänge im Geschäft mit geschlossenen Fonds kurzfristig nicht ausgleichen. Langfristig mag das gelingen, aber ich rechne nicht vor drei bis vier Jahren damit. Außerdem dürfen nur die wenigsten Berater Anleihen vermitteln, sie benötigen eine Zulassung nach Paragraf 32 KWG oder ein Haftungsdach. So etwas kennen die im Ausland aber gar nicht.

 

FB: Wie sieht also Ihre Strategie aus?

 

Knoll: Wir setzen weiterhin vorrangig auf geschlossene Fonds. Unser neues Angebot, der „Mercatus 11“, ist so konzipiert, dass es hoffentlich auch die AIFM-Regulierungen erfüllen wird. Denn viele reden darüber, wie ein Fonds künftig auszusehen hat, aber niemand weiß richtig Bescheid. Unser Prospekt ist gestattet und genehmigt, und wir haben gerade begonnen, den Fonds zu platzieren.

 

 



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
Tel.: +49 (0) 221 – 97 58 97 75
E-Mail: redaktion@markusgotzi.de

Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.