Interview mit Pino Sergio, Vorstandsvorsitzender der WGF

„Wir planen für die Zukunft die Erstellung eines Konzernabschlusses“

In den vergangenen Monaten gab es reichlich kritische Berichte zur WGF Westfälische Grundbesitz und Finanzverwaltung AG. So hatte die Gesellschaft für einige Hypothekenanleihen keine aktuellen Ratings – die neuen liegen nun allesamt im Non Investment Grade-Bereich, zudem wurde die Intransparenz gerügt, da die Gesellschaft bislang keinen Konzernabschluss vorgelegt hat. Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE nimmt Vorstandschef Pino Sergio zu diesen Fragen Stellung.


BOND MAGAZINE: In den vergangenen Monaten gab es einige kritische Medienberichte zu WGF. Worauf führen Sie dies zurück?

Sergio: Die kritischen Medienberichte hatten ihren Ursprung in starken Kursschwankungen unserer beiden Hypothekenanleihen WKN A0LDUL und WKN WGFH05 im Juli dieses Jahres. Binnen weniger Tage hatten die an den Börsen Düsseldorf und Frankfurt notierten Anleihen deutliche Kurseinbußen und ungewöhnlich hohe Umsatzvolumina ausgewiesen. Nach Auslaufen der Orderwelle zogen die Anleihekurse wieder an und spiegeln somit die Bonität unserer Papiere.

BOND MAGAZINE: Es gab aber auch Gerüchte über Ihre Geschäftsentwicklung. Diesen können Sie doch ganz einfach mit der Veröffentlichung eines Konzernabschlusses entgegenwirken…

Sergio: Entsprechend unseres Unternehmenswachstums und unserer jetzigen Erfahrung planen wir für die Zukunft die Erstellung eines Konzernabschlusses. Bislang waren wir nur zu Jahresabschlüssen verpflichtet und haben in diesem Jahr erstmals einen Geschäftsbericht erstellt. Dass unser Geschäft solide ist, zeigen aber die Bilanzzahlen 2010 mit Umsatzerlösen in Höhe von 124,3 Mio. Euro, einem EBITDA von 15,3 Mio. Euro und einem Jahresüberschuss von 12,5 Mio. Euro.

BOND MAGAZINE: Die jüngst veröffentlichen Ratings Ihrer Hypothekenanleihen liegen allesamt im Non Investment Grade-Bereich. Was bedeutet dies für WGF?

Sergio: Alle im Markt befindlichen Anleihen liegen mit dem neuen Rating im BB-Bereich (befriedigende Bonität). Wir erwarten, dass dieses Rating-Ergebnis den Druck von den Anleihekursen nimmt. Im Vergleich zu anderen Mittelstandsanleihen oder beispielsweise einer ThyssenKrupp-Anleihe befinden wir uns in guter Gesellschaft – diese Anleihen haben zum Teil gar kein Rating oder eines im BB-Bereich. Unsere Anleihen haben durch die erstrangige Immobilienbesicherung eine zusätzliche Sicherheit.

BOND MAGAZINE: Wie läuft es derzeit operativ bei WGF? Welche Transaktionen konnten Sie in den vergangenen Monaten realisieren?

Sergio: Im September haben wir ein Immobilienportfolio aus Einzelhandels- und Fachmärkten im Wert von rund 65 Mio. Euro veräußert. Ebenfalls im September haben wir ein Boarding House in Düsseldorf veräußert. Im Oktober konnten wir das Holiday Inn Express Hotel in Frankfurt verkaufen: Innerhalb von neun Monaten hatten wir das ehemalige Bürohaus in ein Premium-Economy-Hotel umgenutzt.

Die freiwerdende Liquidität stecken wir in neue Projektentwicklungen. Im November haben wir ein 17.800 qm großes Grundstück in Berlin Prenzlauer Berg gekauft, um darauf rund 350 Mietwohnungen zu bauen. Ein weiterer Erfolg ist der günstige Erwerb einer Büro-Immobilie am Düsseldorfer Bürostandort Kennedydamm. Dort entwickeln wir bis April 2013 eine moderne und effiziente Büroimmobilie unter dem Namen FORTYFOUR.

 

BOND MAGAZINE: Was wollen Sie operativ unternehmen, um bei den Ratings wieder in den Investment Grade-Bereich zu kommen?

Sergio: Wir sind überzeugt, dass die Anleihen mittelfristig wieder im Investment Grade benotet werden. Maßgebliche Indikatoren werden die Erfolge in unserem Kerngeschäft sein, also der Kauf, die Projektentwicklung, die Vermietung und der gewinnbringende Verkauf von Objekten. Wir arbeiten konkret an weiteren Transaktionen aus dem Bestand und aus den 2012 fertig werdenden Projektentwicklungen. Durch die Investitionen im Asset Management und in der Projektentwicklung heben wir die Werte unserer Immobilienbestände und reduzieren das Risikoprofil. Auch dies fließt in die Bewertung ein. Unsere strategische Ausrichtung sieht zudem eine weitere Stärkung des Eigenkapitals vor.

 Das Interview führte Christian Schiffmacher und in der aktuellen Ausgabe des Bond Magazin zu lesen.