Mönchengladbach vor der Centereröffnung in Wartestellung

 

Dem Einzelhandelsstandort stehen spürbare Veränderungen ins Haus. Zu diesem Ergebnis kommt der Städtereport von Comfort. Unberücksichtigt bleiben bisher Impulse aus dem neuen Masterplan für die Stadt.

Für den Einzelhandel am linken Niederrhein ist Mönchengladbach neben Krefeld das wichtigste Zentrum. Entsprechend überdurchschnittlich hoch mit 126,0 Punkten beziffert der Einzelhandelsberater Comfort GmbH die Zentralität. Städte vergleichbarer Größe erreichten im Durchschnitt nur 124,9 Punkte. Und Mönchengladbach ist immer noch eine Stadt der Mode. Die Zentralitätskennziffer für diesen Sektor habe 2011 sogar bei 210 gelegen gegenüber 174,6 im Durchschnitt. Obgleich die große Zeit der Textilindustrie auch hier am Niederrhein vorbei ist, seien immer noch 3.000 Beschäftigte in 80 textilverarbeitenden Betrieben am Ort tätig. Darüber hinaus sei der Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein die größte Ausbildungsstätte für den Textilnachwuchs in Deutschland.

Der Einzelhandel konzentriert sich in der Innenstadt entlang der Hindenburgstraße vom Hauptbahnhof den Abteiberg hinauf bis zum Alten Markt. Am oberen Ende dominieren die Textilkaufhäuser, unten sorgt der Bahnhof für Frequenz. Große Veränderungen stehen an dem mittleren Abschnitt zwischen Bismarckstraße und Stepgesstraße bevor, denn hier zwischen Cronsallee und Steinmetzstraße sind die „Mönchengladbach Arcaden“ der mfi AG, Essen, im Bau, geplante Eröffnung 2014. Auf rund 26.000 qm Fläche sollen 110 Geschäfte angesiedelt werden. Bis es soweit ist, herrscht Zurückhaltung auf dem Markt für Einzelhandelsflächen, man will offenbar abwarten, wie sich das Shopping Center auswirkt. Dies gelte besonders für den oberen Bereich aber auch das Bahnhofsumfeld. Einen Wachstumsimpuls erwartet Jürgen Kreutz, Geschäftsstellenleiter von Comfort Düsseldorf, nur für den mittleren Abschnitt. Dem entspricht die Beobachtung von Dr. Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Mönchengladbach, der für die Innenstadt einschneidende Veränderungen erwartet. So habe diese Projektentwicklung bereits zahlreiche Folgeinvestitionen insbesondere für Bürogebäude ausgelöst z.B. an Viersener-  und Steinmetzstraße entlang der rückwärtigen Anbindung der neuen Arcaden. Dort sei u.a. ein Büroneubau mit 4.800 qm Mietfläche an Stelle des staatlichen Bauamtes im Bau.

In Bestlagen, so das Ergebnis der Recherchen von Comfort, seien Preise bis zum 16-fachen der Nettojahresmiete erzielbar, während in Nebenlagen der Stadt sogar preiswerte Objekte für das 2-4fache kaum Interessenten fänden. Die Anfangsrendite wird mit 6,3% angegeben, die Spitzenmiete für kleinere Einheiten bis 120 qm mit 53 Euro, für größere mit 28 Euro. Von solchen Preisen seien aber die Nebenlagen weit entfernt und zumal die Stadt Rheidt, die erst 1975 mit Mönchengladbach zusammen gelegt wurde, werde weiter an Attraktivität einbüßen und sich auf den täglichen Bedarf konzentrieren. Andererseits sei auffällig, dass der Anteil der Innenstadt am Gesamtumsatz bisher nur ungewöhnlich niedrige 17% ausmache. Das spreche wiederum für die Attraktivität von Stadtteilen und von Rheydt. Im Comfort-City-Index reicht es für Mönchengladbach nur für 1 ½ von fünf Einkaufstüten.

In dieser Einschätzung konnte Comfort die Auswirkungen noch nicht berücksichtigen, die von dem neuen Masterplan „MG3.0“ erwartet werden können, der allerdings noch nicht in Planungsrecht umgesetzt ist (vgl. DIB Ruhr Nr. 48). Im Gegensatz zu dem Masterplan, den die Stadt 2006 beauftragt hatte und der sich auf die Innenstadt um Bismarck- und Hindenburgstraße konzentrierte, wurde jetzt auf Initiative von Bürgern der Stadt und der IHK durch das Büro Nicolas Grimshaw und intensive Bürgerbeteiligung die Struktur der Gesamtstadt in den Blick genommen. Dabei soll eine bessere Vernetzung der einzelnen Stadtgebiete untereinander über durchgehende Grünräume und verkehrsberuhigte Wege für Fußgänger und Radfahrer die Aufenthaltsqualität und damit das Stadtklima insgesamt verbessern. Zurzeit bereitet der Verein „MG3.0_Masterplan Mönchengladbach e. V.“ die Publikation des Masterplans in Buchform vor und im Juni soll der Rat der Stadt entscheiden, ob er den Masterplan als Grundlage und Richtschnur künftiger Stadtplanung beschließt.

Mal angenommen, es würde gelingen, die Vorhaben entlang des Gladbachs an der Südflanke des Abteibergs zu realisieren und den Bereich um Bahnhofs- und Bismarckplatz aufzuwerten einschließlich einer breiten Promenade über die Bahngleise hinweg, dürfte das auch auf die Kernzone des Einzelhandels entscheidende Auswirkungen haben. Neue, zusätzliche Standorte könnten auch neue Angebote und Nutzungen generieren. Ähnliches würde für die südlicheren Bereiche um die Hochschule und für das Zentrum von Rheydt gelten.