„Überholtes Modell“ – Im Gespräch mit Wolfgang Kubatzki von Feri

So schlecht wie noch nie sind die Zahlen der Feri-Marktanalyse zu geschlossenen Beteiligungsmodellen. Das Analysehaus kommt auf 3,8
Milliarden Euro Eigenkapital – und hat dabei sogar 330 Millionen
Euro Prokon-Genussrechte mitgezählt. Über die Zukunft der Fonds-Branche sprach der Fondsbrief mit Wolfgang Kubatzki, Mitglied der Geschäftsleitung.

 

Der Fondsbrief: Ihr Vortrag zur Präsentation der aktuellen Zahlen lief unter der Überschrift „Aus Beteiligungen werden Fonds“. Von dem inzwischen negativ besetzten Begriff wollen sich viele Initiatoren lieber verabschieden.

Wolfgang Kubatzki: Wenn Sie von geschlossenen Fonds im Sinne von geschlossenen Beteiligungen alter Art reden? Dann ist absehbar, dass die Anbieter große Schwierigkeiten haben werden. Der Fondsbegriff ist international ganz anders besetzt als hierzulande. Er definiert eine Mehrzahl von Assets unter einem Dach. Daran ist doch nichts negatives. Ich gebe zu, dass eine Vielzahl von Angeboten nur aus einem Objekt besteht. Das sind dann in meinen Augen Beteiligungen und keine typischen Fonds.

 

FB: Sie sehen die Zukunft geschlossener Fonds also in Konstrukten mit mehreren Investitionsobjekten.

Kubatzki: Ich behaupte: Der geschlossene Fonds von morgen wird der bessere offene Fonds von gestern sein.

 

FB: Dann reden wir von Blind Pools.

 

Kubatzki: Blind Pools müssen ja nicht schlecht sein. Entscheidend ist die Kompetenz der Assetmanager. Das ist ja der Weg, den die Branche gehen will: Weg vom Emissionshaus hin zum kompetenten Assetmanager. Das können, müssen aber nicht nur Blind Pools sein.

 

FB: In Ihren Zahlen belegen Sie, dass drei Viertel der bisherigen Fonds weniger an ihre Anleger ausgezahlt haben als prospektiert. Von ausgewiesener Assetkompetenz kann bei vielen Anbietern offenbar nicht die Rede sein.

 

Kubatzki: Da haben Sie absolut recht. Ich bin mir auch sicher, dass nicht jeder den Schritt in die neue, regulierte Welt schaffen wird. Es ist doch einfach, sich die Prognose bei Ein-Objekt-Fonds schön zu rechnen. Da braucht sich niemand zu wundern, wenn die Kalkulation dann nicht aufgeht. Die Prognoserechnung alter Art ist nicht mehr zu vermitteln. Die Kunden erwarten ein vernünftiges Versprechen. Wer sein überholtes Modell retten will, wird scheitern. Ich will diese Initiatoren mal als Pferdekutscher bezeichnen. Kennen Sie das Zitat von Kaiser Wilhelm dem zweiten? „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung.“

 

FB: In Ihrer aktuellen Top-Ten-Liste steht Prokon ganz oben. Warum sind Genussrechte erfolgreicher als geschlossene Fonds?

 

Kubatzki: Die Direktvermarktung mit Fernsehwerbung vor der Tagesschau ist als Vertriebsweg offenbar sehr erfolgreich. Neue Energien plus hohe Ausschüttungen – das hört sich für potenzielle Kunden wohl interessant an. Ob sie auf Dauer Geld damit verdienen, weiß ich nicht. Wir lehnen es übrigens ab, manche Produkte zu raten. Für uns ist es beispielsweise nicht möglich zu analysieren und vor allem dann auch zu bewerten, ob und wo im kanadischen Boden Gold und Öl lagern.

 

FB: Warum performen die Banken so schlecht? Auch das geht aus Ihrer Analyse hervor.

 

Kubatzki: Nicht nur die Banken erzielen kaum noch Umsatz, sondern alle Vertriebe. Die Haftungsrisiken schlecht laufender Fonds machen keinen glücklich. Modelle alter Machart wird daher kaum noch jemand anfassen, höchstens bei hohen Provisionen. Ich verstehe übrigens nicht, dass die Vertriebsprovisionen im Zuge der Regulierung nicht begrenzt werden. Über Mindestinvestitionsquoten müsste so etwas doch machbar sein.

 

FB: Wo sehen Sie den künftigen Markt geschlossener Fonds oder wie immer die Modelle dann heißen werden?

 

Kubatzki: Wir sehen bereits jetzt eine Marktbereinigung, das belegt das schlechteste Ergebnis aller Zeiten. Ich setze darauf, dass es Häuser gibt, die auch künftig mit Identität und Glaubwürdigkeit in ihren Assetklassen überzeugen können. Aber das wird ein ganz enger Markt. Viele Anbieter hoffen ja auf das institutionelle Geschäft. Doch da sehe ich Chancen nur für Wenige. Keiner der professionellen Anleger wartet auf irgend jemanden.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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E-Mail: redaktion@markusgotzi.de

Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.