Globale Korn-Ferry-Untersuchung sieht keinen Sektor und keine Region auf der Erde verschont

Eine weltweite Untersuchung von 4.000 Unternehmen, also den Büronutzern, durch die Organisations- und Personalberatung Korn Ferry macht nachdenklich. Mit dem Ende der Deutschland-Coronaferien ist es vielleicht doch nicht getan. Bei allem zinsbedingten Assetklassen-Optimismus und aller optimistischer Logik für die Büromärkte mit virensicheren Arbeitsplätzen und Nischenrückkehr des Homeoffice bleiben vielleicht doch realwirtschaftliche Schleifspuren über die Konjunkturdelle hinaus und Verhaltensänderungen, die die Nachfrage beeinflussen.

Die globale Untersuchung der Organisations- und Personalberatung Korn Ferry habe ergeben, dass es keinen einzigen Sektor und keine einzige Region auf der Erde gibt, die nicht von dieser Krise getroffen worden sei, resümiert Studienleiter Thomas Faltin. Ein Drittel der Unternehmen habe angegeben, dass sich die Krise mit 15 bis 30% Umsatzrückgang signifikant auf den Jahresumsatz auswirken werde. 13% rechnen mit 30 bis 50% Umsatzeinbruch. Lediglich 17% der Unternehmen prognostizieren, dass es so weitergehen werde wie vor der Krise.

Und bedenken Sie, es geht nicht um eine „alles oder nichts“-Logik, sondern um die oberen 5 oder 10% der Nachfrage, die zukünftig vielleicht versickern oder um 1 oder 2% der Beschäftigten, deren Bedeutung für das Unternehmen bislang überschätzt wurden, oder die 1 oder 2% Beschäftigte oder auch mehr, die konjunkturell outgesourct werden, oder die „60+“, die gerne weitergearbeitet hätten, die aber keine Schulden mehr machen wollen und jetzt ihre Geschäfte, Hotels, Restaurants, Messebauerfirmen, Kneipen oder was sonst noch unter die Corona-Räder kam, schließen.

Die große Mehrheit erwartet deutliche Veränderungen in Führung, Strukturen und Prozessen. Virtuelle Führung ist für 63% die wichtigste Veränderung. Kostenmanagement steht für 47% ganz oben auf der Agenda. Ein Drittel (31%) will Personalkosten künftig flexibler gestalten. Homeoffice zwinge zu neuen Führungskompetenzen. Jedes fünfte Unternehmen rechnet mit einer Restrukturierung. 16% sagen schon jetzt, dass sie künftig bei internen Aktivitäten genauer prüfen werden, welchen Einfluss diese wirklich auf das Geschäft haben. Faltin sieht neben all den Themen, die jetzt gerade nicht funktionierten, auch neue Chancen für eine bessere und effizientere Zusammenarbeit.

Notfall-Prozesse werden neuer Standard

Viele, eigentlich für den Notfall gedachte Prozesse, würden sich jetzt als besonders wirksam erweisen. Sie könnten die neuen Standardprozesse werden. Führungskräfte würden sich auf eine andere Realität einstellen müssen. Faltin: „Zum einen kämpfen viele mit einem gefühlten Kontrollverlust, da sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr jederzeit sehen können. Zum anderen fällt es ihnen schwer, ihre Mannschaft im Home Office motiviert zu halten – vor allem dann, wenn es überwiegend negative Nachrichten zu verkünden gibt.“ Teamgespräche würden zunehmend durch Zwiegespräche mit ganz anderen Anforderungen ersetzt. Dies werde Arbeitsrealität vieler Menschen nachhaltig verändern. Das wiederum kann bei aller Skepsis gegenüber Weltänderungstheorien auch aus „Der Immobilienbrief“-Sicht nicht spurlos an Stadt-, Wohn- und Bürowelten vorbeigehen.