An Nord- und Ostsee werden die Ferienimmobilien knapp

Auch Ferienimmobilien profitieren von der Flucht ins Betongold. In vielen Urlaubsorten von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein reisen betuchte Bürger an, um ihr Geld in Ferienhäusern und Apartments anzulegen. In beiden Bundesländern steigen die Preise für Immobilien, wo möglich, wird neues Bauland ausgewiesen. Der Deutsche Hotel- und  Gaststättenverband (Dehoga) warnt mit Blick auf die Privatquartiere bereits vor ungesundem Wettbewerb. Investoren, die Häuser zur Vermietung kaufen, sind nicht überall gern gesehen: Der Landestourismusverband Dehoha Schwerin schätzt, dass neben den offiziell gezählten rund 27,6 Millionen Übernachtungen in Mecklenburg-Vorpommern fast genauso viele auf den kleingewerblichen Ferienwohnungs- und Häusersektor entfallen. „Wir wollen im Winter keine Orte der toten Augen“, sagt Verbandssprecher Tobias Woitendorf.

 

Nach Angaben des Immobilienverbands Deutschland Nord hat die Nachfrage nach Ferienimmobilien an der Ostseeküste in den vergangenen zwei Jahren deutlich angezogen.  „Viele Käufer sehen in einer Ferienimmobilie eine sichere Anlageform“, sagt Verbandssprecher Peter-Georg Wagner. Die Preise in Küstennähe seien „überdurchschnittlich  gestiegen“, um fünf bis zehn Prozent im Jahr. Baugrundstücke für Einfamilienhäuser in guten Lagen kosteten 2011 beispielsweise in Binz auf Rügen pro Quadratmeter zwischen 120 und 365 Euro, auf der Halbinsel Zingst zwischen 120 bis 450 Euro und an der Lübecker Bucht in Schleswig-Holstein zwischen 130 und 470 Euro. Wer sich in Binz eine Ferienwohnung mit Seeblick zulegen will, muss nach Angaben des Immobilienverbands pro Quadratmeter bis zu 7000 Euro zahlen. An der Lübecker Bucht kostet ein vergleichbares Quartier bis zu 6000 Euro pro Quadratmeter.

 

Es geht aber auch günstiger. In Binz werden „klassische Bestandswohnungen“ mit wenig Komfort und weitab vom Strand für 2200 Euro pro Quadratmeter ausgelobt. Allerdings wurden die Badeorte in Mecklenburg-Vorpommern nach dem Fall der Mauer so gründlich saniert, dass es an betagten und damit preiswerten Wohnungen mangelt. An der Lübecker Bucht gibt es dagegen ältere Immobilien, teils aus den 60er und 70er Jahren, die ab 1400 Euro pro Quadratmeter zu haben sind.

 

Weit ab vom Strand wird es günstiger

 

Der Immobilienmarktatlas „Inseln, Küsten, Förden“ der LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg bestätigt, dass die Preise nicht überall in den Himmel wachsen. In fast allen Regionen des Landes sind Ferienimmobilien preiswert zu haben“, sagt Peter Magel, Vorstandsvorsitzender der LBS Schleswig-Holstein-Hamburg. Von Timmendorfer Strand und dem Ostseebad Sierksdorf abgesehen liegen die Preise in aller Regel unter 1.500 Euro pro Quadratmeter – wenn es nicht Sylt, Amrum oder Föhr sein muss. Auf den Nachbarinseln oder entlang der schleswig-holsteinischen Nordseeküste gibt es Eigentumswohnungen und Ein- und Zweifamilienhäuser deutlich unter 1.200 Euro pro m². Nur Sankt-Peter-Ording bildet mit Preisen zwischen 2.250 bis 2.500 Euro eine Ausnahme. Nach Einschätzung des LBS-Chefs wird die Nachfrage nach Immobilien am Wasser oder in Wassernähe in Schleswig-Holstein in den nächsten Jahren steigen, auch in Regionen, die heute noch günstige Immobilienpreise aufweisen.

 

Grund ist der Mangel an guten Objekten in den Küstenorten; an der Lübecker Bucht gebe es fast keine freien Baugrundstücke mehr, so der IVD Nord. Interessenten gibt es dagegen reichlich: Die Inflationsangst und der Mangel an alternativen und lukrativen Anlageformen treiben den Immobilienmaklern wie überall die Kunden zu. Weil Neubauprojekte knapp sind, machen Bestandsimmobilien laut Verband rund 90 Prozent des Geschäfts aus.

 

Auch Föhr und Amrum sind gefragt

 

Neben Sylt mit seinem völlig abgehobenen Markt erleben auch die Nordfriesischen Inseln Föhr und Amrum einen enormen Zustrom durch Kaufinteressenten. „Wir verzeichnen im Vorjahresvergleich Preisanstiege zwischen fünf und 15 Prozent in allen bevorzugten Lagen“, sagt Hans-Werner Dickel, geschäftsführender Gesellschafter von Engel & Völkers Föhr und Amrum. Die Ursachen sieht Dickel auch in den hohen Preisen auf der Nachbarinsel Sylt.
In Wyk werden in Premium-Lagen wie Greveling und Am Südstrand bei Objekten mit besonders hochwertiger Ausstattung und Meerblick bereits Spitzenpreise bis zu 12.500 Euro pro Quadratmeter erzielt. Einfamilienhäuser in den 1a-Lagen Föhrs kosten zwischen 500.000 und 2,8 Mio. Euro. Für exklusive Eigentumswohnungen müssen Käufer Quadratmeterpreise zwischen 4.500 und 8.500 Euro akzeptieren. Die Mieten liegen zwischen 12 und 15 Euro pro Quadratmeter.

Auf der Nachbarinsel Amrum zählen die Gemeinde Nebel und Norddorf zu den begehrtesten Wohnlagen. Die Preise erreichen hier dasselbe Niveau wie auf Föhr. Für die auf beiden Inseln knappen Baugrundstücke werden mittlerweile bis eine Mio. Euro gezahlt.