Inzwischen schafft es die apoBank in alle Schlagzeilen. Aus dem eher unbedeutenden Skandal um die Leipziger Licon Wohnbau, bei dem es um die mögliche Unterschlagung von 5 Mio. Euro durch Scheinrechnungen geht, wird ein ausgewachsener Bankenskandal. Zunächst schien das für die Öffentlichkeit einzig wirklich Interessante die Sportwagenleidenschaft eines Geschäftsführers zu sein, der auch anscheinend kostspielige Rennen fuhr. Zwei Geschäftsführer der Leipziger Licon Wohnbau und ein Mitarbeiter wurden festgenommen. Jetzt trifft es die renommierte apoBank, die mit ihrer Ärzte- und Apotheker-Zielgruppe ein stabiles Kapitalanlagegeschäft hatte. Sie hatte Licon-Anlagen recht sportlich propagiert. Während sich am 27. Oktober die Bank noch eher selbstsicher äußerte und eher vorsorglich personelle Maßnahmen eingeleitet hatte, hört sich die aktuelle Info vom 1. November schon klarer an.
„apoBank leitet Sofortprogramm zur Aufklärung von Fällen unrechtmäßiger Vorteilsnahme ein“ lautet die Überschrift. Der Tenor ist klar. In der vergangenen Woche hatte die Staatsanwaltschaft gegen einzelne Mitarbeiter der apoBank Ermittlungen wegen möglicher unrechtmäßiger Vorteilsnahme eingeleitet. Ersten Ergebnisse einer Untersuchung deuten darauf hin, dass sich einzelne Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter nicht korrekt verhalten haben und unter Verdacht stehen, unerlaubt persönliche Vorteile erhalten zu haben. Nach derzeitigem Erkenntnisstand seien Kunden nicht geschädigt worden. Außerdem werde im Zweifel die apoBank dafür Sorge tragen, dass kein Kunde der apoBank Nachteile erleide. Um einen unbelasteten Neustart zu ermöglichen, halten der Aufsichtsrat und Sprecher des Vorstands es für notwendig, das Vorstandsgremium neu aufzustellen. „Die apoBank hat mit sofortiger Wirkung die Vorstandsmitglieder Stefan Mühr (44) und Claus Verfürth (42) abberufen. Die Bestellung von Herrn Dr. Thomas Siekmann (45) in den Vorstand der apoBank wird im Einvernehmen mit der BaFin mit sofortiger Wirkung bestätigt.“ Sprachlich faszinierend ist schon der Unterschied zwischen den lediglich mit Namen genannten Abberufenen und den „Herren“, die zukünftig das Sagen haben. „Herr“ Bernd Span (55) wird in den Vorstand berufen. Der Vorstand der apoBank wird sich damit gemeinsam mit seinem Sprecher Herbert Pfennig zunächst aus drei Mitgliedern zusammensetzen. Bis Ende November wird eine Expertengruppe erste Zwischenergebnisse vorlegen, die belastbare Aussagen zu den gesamten Vorfällen und der weiteren Vorgehensweise enthalten. Soweit die offiziellen Verlautbarungen, die miiteilungsbereiten Mitarbeitern auch noch goldene Brücken durch Verzicht auf Schadensersatzansprüche und einseitige Lösung des Beschäftigungsverhältnisses gebaut. Die persönlichen Statements lassen keinen Zweifel daran, dass der Vorstand von Unregelmäßigkeiten ausgeht. (WR)