Die Entwicklung im 1. Quartal eines Geschäftsjahres wird im Einzelhandel maßgeblich von der Lage des Osterfestes beeinflusst. Fällt der zweithöchste Feiertag der Deutschen in den März oder fällt er auf das erste Wochenende im April, wie 2010, belebt das den Verkauf im 1. Quartal. Fällt das Fest auf Ende April, wie 2011, zeigen sich seine verkaufsfördernde Wirkung in den Zahlen des 2. Quartals. Insofern erwähnt die Metro Group gleich am Anfang ihrer Pressemitteilung, dass der Umsatz im 1. Quartal 2011 „trotz Osterverschiebung auf Vorjahresniveau“ lag.
Demnach erzielte der Handelskonzern in den ersten 3 Monaten mit 15,5 Mrd. Euro den gleichen Umsatz wie 2010. Rechnet man den April mit hinein, ergibt sich laut Metro ein Umsatzwachstum von 1%. Deutlicher war im 1. Quartal der Aufwärtstrend beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Sonderfaktoren (EBIT), das laut Vorstandschef Eckhard Cordes um 6,6% von 136 Mio. auf 145 Mio. Euro gestiegen ist. Das belegt, dass der Konzern seine Ertragskraft gesteigert hat.
Kosteneinsparungen und Produktivitätsgewinne im Zusammenhang mit „Shape 2012“ haben im 1. Quartal ihre Wirkung entfaltet. Zudem wurde in Sparten wie Real oder Cash & Carry der Eigenmarkenanteil ausgebaut, wodurch die Spanne gestiegen ist. Bei Real soll der Anteil von derzeit 16% in Deutschland mittelfristig auf 25% steigen.
Vor allem im Deutschlandgeschäft, das 38,9% des Konzern-Umsatzes ausmacht, führte die Verlagerung des Ostergeschäftes zum Umsatzrückgang von 2,6% auf 6 Mrd. Euro. Bereinigt um Standortabgaben sei der Umsatz aber nur um 1,3% gesunken, heißt es. Im Auslandsgeschäft stieg der Umsatz per Saldo um 1,7% auf 9,5 Mrd. Euro.
Vor allem das erstarkende Geschäft in Osteuropa mit +2,5% auf 3,8 Mrd. Euro und ein Wachstum von 22% auf 0,9 Mrd. Euro in Asien/Afrika konnte den Umsatzrückgang von 1,9% auf 4,8 Mrd. Euro in Westeuropa überkompensieren. Dadurch erhöhte sich der im Ausland erzielte Umsatzanteil im 1. Quartal von 60,1 auf 61,1%.
Und er dürfte im Zuge der Expansion weiter steigen. 2011 will der Metro-Konzern, der nach Cordes Worten der internationalste Handelskonzern der Welt ist, 2,2 Mrd. Euro in die Eröffnung von 110 neuen Standorten stecken – Schwerpunktmäßig in Asien und Osteuropa: „China, Indien und Russland sind unsere Top-Drei-Wachstumsmärkte“, betonte Cordes bei der Hauptversammlung in Düsseldorf.
In Indien soll die Zahl der Märkte von 6 auf 12 steigen, da hier ein großes Marktpotenzial gesehen wird. In Russland betreibt der Konzern über 100 Märkte. Zudem hat sich Cordes das Ziel gesetzt, bis 2013 in jedem asiatischen Markt profitabel zu arbeiten. Im 1. Quartal wurden bislang 211 Mio. Euro in die Eröffnung von 9 Standorten gesteckt.
In diesem Kontext will Metro auch sein Immobilienvermögen systematisch steigern. Dazu sollen die internationale Expansion sowie ein aktives Asset- und Portfolio-Management beitragen. Wie bereits früher angekündigt, sollen in den saturierten Märkten Westeuropas Grundstücke und Immobilien verkauft werden, um Geld für die Expansion in Wachstumsmärkten zu mobilisieren. In Italien hat Metro 2010 die Hälfte seiner Cash & Carry-Märkte über einen Fonds verkauft.
In den einzelnen Sparten zeigte die Verlagerung des Ostergeschäfts vom 1. ins 2. Quartal vor allem bei der Lebensmittel-Tochter Real Wirkung. Hier ging der Umsatz um 3,5% auf 2,6 Mrd. Euro zurück. In Deutschland kam noch die Abgabe von 15 Standorten hinzu. Gleichwohl zeigte das EBIT nach Sonderfaktoren eine leichte Verbesserung von -26 Mio. auf -21 Mio. Euro. Dass die Sparte im 1. Quartal einen Verlust ausweist, hängt mit der Besonderheit im klassischen Einzelhandel zusammen, wonach das Ergebnis auf Grund der Fixkosten erst mit dem 4. Quartal die Gewinnzone erreicht.
Bei Real soll künftig die Dezentralisierung – über den Einkauf hinaus – vorangetrieben werden. So haben die Geschäftsführer in den 3 Testmärkten in Flensburg, Rostock und Hameln u.a. bei der Gestaltung von Sortimenten und Preisen mehr Freiheit, um so besser auf die regionalen Märkte reagieren zu können.
Neue Pilot-Projekte bei Galeria Kaufhof
Bei Galeria Kaufhof sank das EBIT im 1. Quartal auf -27 Mio. Euro. Der Umsatz ging um 4,7% auf 0,8 Mio. Euro zurück. Um das Geschäft zu beleben, testet der Warenhaus-Konzern 2 Pilot-Standorte unter dem Namen „Wanderzeit“ auf je 500 qm mit Bekleidung und Ausrüstungen fürs Wandern. Zudem wurde eine Sportarena-Filiale eröffnet.
Media Saturn hatte bereits unter den Wetterbedingungen vor Weihnachten gelitten und konnte im 1. Quartal vom Nachholbedarf der Konsumenten profitieren. Vor allem in Deutschland stieg der Umsatz um 1,8% auf 2,3 Mrd. Euro. Unter dem Strich legten die Erlöse um 0,8% auf 5 Mrd. Euro zu. Bei den Erträgen musste das Unternehmen jedoch Abstriche machen, das EBIT nach Sonderfaktoren sank von 78 auf 65 Mio. Euro. Gründe sind u.a. Anlauf-Verluste in China und die schwierige Entwicklung in Spanien.
Einen Schlussstrich zieht Cordes nach 21 erfolglosen Jahren mit jährlichen Verlusten von etwa 70 Mio. Euro in Frankreich und verkauft die Saturn-Märkte an die HTM Group (Boulanger), sofern das französische Kartellamt zustimmt. Den Metro-Konzern kostet der Verkauf laut Cordes etwa 121 Mio. Euro.
Bei einem multinationalen Konzern spielt die weltweite Großwetterlage eine wichtige Rolle. So auch der Umbruch in den Ländern Nordafrikas und die Naturkatastrophe in Japan. Beeinflusst wird die Einzelhandelskonjunktur zudem von der Preisentwicklung bei Rochstoffen (Energie), die das Konsumklima stark eintrüben kann.
Unter der Voraussetzung, dass sich die gesamtwirtschaftliche Lage 2011 weiter erholt und die Preise nur moderat steigen, erwartet Cordes beim Umsatz ein Wachstum von 4% und ein EBIT vor Sonderfaktoren, das 10% über Vorjahresniveau liegt. 2010 hatte der Konzern ein EBIT von rd. 2,2 Mrd. Euro erzielt.
Angesichts der guten Entwicklung honorierten die Aktionäre die geplante Erhöhung der Dividende von 1,18 auf 1,35 Euro. Ansonsten standen Themen wie die juristische Auseinandersetzung der Media-Markt-Gründer Kellerhals und Stiefel im Mittelpunkt des Interesses der Aktionärssprecher, die sich eine schnelle und vernünftige Einigung wünschen. Ein Interesse, das Cordes teilt, doch betonte er, dass es nur darum gehe, satzungsgemäß vor 20 Jahren vereinbarte Rechte wahrzunehmen.