Artikel von Dr. Ruth Vierbuchen



Der Handelsimmobilien Report Nr. 444

Editorial von Ruth Vierbuchen: Die Ratlosigkeit und Verwirrung im Bundestag war riesig, als das Undenkbare passierte und der potenzielle Bundeskanzler Friedrich Merz im ersten Wahlgang nicht die erforderliche Mehrheit erhielt. Immer hatten die Kanzlerkandidaten im ersten Wahlgang die notwendige Stimmenzahl erhalten. Aber war nicht gerade deshalb, weil alle den Ausgang der Wahl nur noch als reine Formsache betrachteten, ein solches Szenario wahrscheinlich? Ähnliche Ereignisse gibt es immer dann, wenn man sich zu sicher ist. Die Stunden der Ungewissheit hatten aber auch ihr Gutes.


Der Handelsimmobilien Report Nr. 443

Editorial von Ruth Vierbuchen: Der Konflikt zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Chef der Federal Reserve Jerome Powell steht sinnbildlich für die grundsätzlichen Differenzen zwischen Regierungen und Notenbanken. Politiker wollen vor allem niedrige Leitzinsen, womit sie aus ihrer Sicht das Wachstum ankurbeln können. Mit dieser Einschätzung steht Trump in der politischen Klasse nicht allein da.


Der Handelsimmobilien Report Nr. 442

Editorial von Ruth Vierbuchen: Nachdem Wohngebiete, Gewerbegebiete und Stadtzentren mit Einzelhandel jahrzehntelang strikt getrennt waren, wird heute beim Thema Stadtentwicklung über die richtige und ausgewogene Durchmischung der Nutzungsarten diskutiert. Als ideal gelten Quartiere und die „15-Minuten-Stadt“ in der die Bewohner im 15-Minuten-Radius alles erledigen können – einschließlich ihrer täglichen Arbeit, Einkaufen und Behördengängen. Das wachsende Interesse an Wohnungen im Kontext der aktuellen Stadtentwicklungspolitik trifft derzeit den Nerv der Zeit, dass der Mangel an Wohnungen in deutschen Groß- und Schwarmstädten zum Problem Nummer eins wird – allerdings nur der Mangel an „bezahlbarem Wohnraum“ – einerseits für Sozialschwache, inzwischen aber auch für die gut betuchte Mittelschicht.


Der Handelsimmobilien Report Nr. 441

Editorial von Ruth Vierbuchen: Seit dem Angriff des Internet-Handels auf den innerstädtischen Einzelhandel, der allen Unkenrufen zum Trotz aber immer noch der Hauptgrund für die Menschen ist, auch von weit her zum Einkaufen und geselligen Beisammensein in die Stadtzentren zu kommen, wird viel über die Zukunft der Innenstädte diskutiert. Und darüber, wie sie gegen den Frequenzverlust besser aufgestellt werden können. Vor allem seit die Zwangsschließungen in der Corona-Pandemie vor Augen geführt haben, wie öd und leer unsere Cities sind, wenn die Läden zu sind, hat die Diskussion Fahrt aufgenommen, dass die Monostruktur mit dem Handel als Hauptakteur aufgebrochen werden muss – etwa durch mehr Nutzungen wie Wohnen und Büros in ehemaligen Warenhäusern oder Shopping-Centern. (Seite 1)


Der Handelsimmobilien Report Nr. 440

Editorial von Ruth Vierbuchen: Mit zuletzt 2,5% hat der Einlagenzins in der Euro-Zone ein Niveau erreicht, bei dem die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik als deutlich „weniger restriktiv“ einstuft – sprich: die Kreditaufnahme ist wieder günstiger und das Kreditgeschäft dürfte anziehen. Ob es vor diesem Hintergrund in den nächsten Sitzungen noch zu weiteren Zinssenkungen kommen wird, halten Experten nicht unbedingt für ausgemacht. Bei einer Inflationsrate in der Euro-Zone von 2,4% im Februar kommt die Notenbank ihrem Zielwert von um die 2% immer näher, sodass allmählich der Punkt erreicht scheint, an dem weitere Zinssenkungen in puncto Inflationsbekämpfung das Gegenteil bewirken könnten.


Der Handelsimmobilien Report Nr. 439

Editorial von Ruth Vierbuchen: Bereits vor etwa 30 Jahren wiesen namhafte Vertreter des Einzelhandels darauf hin, dass es in Deutschland zu viel Verkaufsfläche gibt. Dennoch wurde weiter gebaut. Zu den vielen typisch deutschen Einkaufsstraßen mit kleinteiligem Einzelhandel und den Einkaufsmeilen der Metropolen, die übrigens das Vorbild für offene US-Shopping-Center sind, kamen die Einkaufszentren und Fachmarktzentren auf der grünen Wiese und die innerstädtischen Passagen und Shopping-Center hinzu. Der Einzelhandel ging die Verkaufsflächenexpansion lange mit. Doch das Blatt hat sich gewendet, nachdem Leerstand und Ladensterben den Handlungsdruck erhöht.


Der Handelsimmobilien Report Nr. 438

Editorial von Ruth Vierbuchen: Zu Beginn des Sehnsuchtsjahrs 2025, in dem es – so die Hoffnung vieler Marktakteure nach den Irritationen und Einbrüchen als Folge der Zinswende – wieder bergauf gehen sollte, ist die globale Gemengelage nicht wirklich klarer geworden. Im Nachhinein erweist sich der im Jahr 2023 formulierte Zeitraum „Survive till 25“ als zu kurz gedacht. Zwar sind die Teuerungsraten gegenüber den Spitzenwerten wieder spürbar gesunken und die erneute Senkung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) lässt viele auf weitere Zinssenkungen und damit auf eine weitere Belebung des Immobilienmarktes hoffen.


Der Handelsimmobilien Report Nr. 437

Editorial von Ruth Vierbuchen: Im deutschen Markt für Handelsimmobilien machte der smarte Österreicher René Benko erstmals Mitte der 2010er-Jahre von sich reden. Als junger Investor ohne langjährigen Track Record und größeres Vermögen im Rücken wollte er – ganz selbstbewusst – der Düsseldorfer Metro AG die Warenhaus-Tochter Galeria Kaufhof abkaufen. Der damalige Aufsichtsratsvorsitzende aus der Eigentümer-Familie Haniel ließ im kleinen Kreis wissen, dass er den Verkauf von Kaufhof samt Mitarbeiter an einen Investor ohne sichere Finanzierung nicht mit seinem Gewissen vereinbaren könne.


Der Handelsimmobilien Report Nr. 436

Editorial von Ruth Vierbuchen: Die Berücksichtigung der ESG-Kriterien bildet bei Investitionen heute eine essenzielle Grundlage – nicht zuletzt auf Grund des EU-Taxonomie und des Green Deal der EU, wonach bis 2050 das Ziel der CO²-Neutralität erreicht werden soll. Dabei bieten vor allem Bestandsimmobilien viel Potenzial für die energetische Aufrüstung, um einerseits das „E“ im Anforderungskatalog zu erfüllen und andererseits Wert- und Mietsteigerungspotenzial zu heben. Doch während es bei den meisten Asset-Klassen schwieriger wird, den „sozialen Aspekt“ der ESG-Kriterien – also das „S“ – zu definieren, ist das bei Wohnimmobilien hierzulande schon durch das von der Politik hoch gehaltene „Grundrecht auf Wohnen“ abgedeckt. Denn jeder soll einen Anspruch auf Wohnraum haben, um sich vor Wind, Wetter und sonstigen Widrigkeiten zu schützen: Theoretisch! Praktisch sieht die Welt heute anders aus.


Der Handelsimmobilien Report Nr. 435

Editorial von Ruth Vierbuchen: Als die Inflationsrate im vergangenen September in der Euro-Zone mit 1,7% die von der Europäischen Zentralbank angestrebte Zielmarke von gut 2% spürbar unterschritten hatte, war bei vielen Marktakteuren die Freude groß. Geschenkt, dass die Inflation in den Folgemonaten wieder auf 2,0 respektive 2,2% stieg und in den elf Monaten des Vorjahres zwischen 2,8% und 2,0% pendelte, sodass die Notenbank für 2024 eine Inflationsrate von 2,4% prognostiziert. Angesichts der – zugegeben – schwierigen Lage auf den Gewerbeimmobilienmärkten, die dem Immobilien-Boom in den 2010er-Jahren früher oder später durch eine Zinswende folgen musste, greift der Markt nach jedem Strohhalm in dem Glauben, die Inflation verschwindet genauso schnell wie sie gekommen ist und die guten Zeiten der Nullzins-Politik kehren zurück. Doch ob die Inflationsrate 2025 im Schnitt auf 2,1% sinken wird, ist nicht ausgemacht.