Die TAG Immobilien aus Hamburg plant zur Übernahme der Colonia Real Estate AG neue Aktien mit einem Gesamtnennwert von bis zu 11,6 Mio. Euro sowie Wandelschuldverschreibungen in einem Gesamtbetrag von bis zu ca. 70 Mio. Euro Anlegern anzubieten. Nach der Modellrechnung, die der Veranschaulichung dienen soll, hätte zum 30.9.2010 auf Grundlage dieser Annahmen die gemeinsame Bilanzsumme 1.898 Mio. Euro, die gemeinsamen langfristigen Vermögenswerte 1.633 Mio. Euro, die gemeinsamen langfristigen Verbindlichkeiten 1.266 Mio. Euro und das gemeinsame Eigenkapital 395 Mio. Euro betragen. Der gemeinsame LTV läge bei etwa 75%. Auf Grundlage der Annahmen hätte zum 30.9.2010 das EBIT der beiden Gesellschaften gemeinsam rund 55 Mio. Euro und deren gemeinsames Ergebnis rund 11 Mio. Euro betragen. Erst im Oktober war TAG überraschend als strategischer Großaktionär bei dem Kölner Unternehmen eingestiegen. Inzwischen haben sich die Hamburger nach eigenen Angaben 25,05% gesichert.
„Der Immobilienbrief“-Fazit: Für die TAG bedeutet die Übernahme der Colonia Real Estate AG sicherlich einen Wandel der Immobilienpolitik. Während in der Ägide der Immobilienaktien-Ikone Lutz Ristow der vorsichtige Zukauf kleinerer Wohnungs-Portfolios mit hohen Ansprüchen zu vernünftigen Konditionen im Vordergrund stand, der durch geringes Angebot in Boomzeiten nicht einfach war, erschließt der seit anderthalb Jahren agierende Vorstandschef der TAG, Rolf Elgeti, auch immobilienwirtschaftlich neue Perspektiven. Colonia-Motor Stephan Rind hatte im Immobilieneinkauf durchaus auch auf Immobilienqualitäten mit hohem laufenden Cash Flow gesetzt und der der börsenorientierten Expansionsstory strategische Bedeutung eingeräumt. Der Sinn der Übernahme erschließt sich nicht von selbst. Für die TAG könnte das der Weg einer Expansionsstory sein, wobei hier sicherlich geprüft worden ist, ob die durch gutes Management getunten Bestände der Colonia nachhaltig sind oder eben doch nur auf einen befristeten, wertorientierten Lebenszyklushöhepunkt gebracht worden sind. Die Motivation von CRE-Vormann Stephan Rind ist gleichfalls offen. Insider rechnen es ihm hoch an, dass Rind, in dem weder er selbst noch andere einen Immobilienfachmann sahen und der selber auch nie ein Hehl aus seinem eher wertpapierorientierten Background machte, gerade in sehr schwierigen Zeiten für die CRE das Schiff nicht verließ und es schaffte, das Ruder herumzureißen. Jetzt wäre eigentlich die Zeit, das Rettungswerk zu genießen. Doch wird in der Szene durchaus auch überlegt, ob Rind nicht vielleicht selbst aktiv gestaltet hat. Sich einfach so übernehmen zu lassen, ist nicht seine Art, vor allem, da sich hier eher zwei durch die Krise geschwächte Unternehmen zusammenschließen. Wenn Rind selber seinen persönlichen Exit gesucht hat, könnte das natürlich neben Cash-Orientierung und der Verringerung des Arbeitspensum des 43-jährigen auch an seiner Einschätzung zukünftiger Perspektiven gelegen haben.