Die Elbphilharmonie ist fertig ..

Jürgen Hoffmann

Was wurde alles über den Bau der Hamburger Elbphilharmonie geschrieben! Planungs-Chaos, Erpressung, Streit zwischen der Stadt und dem Baukonzern Hochtief, Sicherheitsbedenken, immer neue Kostensteigerungen, Rückzug des Architektenbüros Herzog & de Meuron, außergerichtliche Vergleiche und und und. Doch nun ist alles ganz anders: Die Elbphilharmonie ist fertig! Eröffnet wurde sie am Mittwochabend mit einem Feierwerk und einem feierlichen Konzert des NDR-Sinfonieorchesters unter der Leistung von Chefdirigent Thomas Hengelbrock. Dass die Bauzeit gerade einmal 364 Tage betragen hat und die Baukosten bei läppischen 350.000 Euro liegen, hat einen ganz simplen Grund: Der neue Konzertsaal ist nur 96 Zentimeter lang und 82 Zentimeter hoch. Er steht in der HafenCity im Miniatur Wunderland – der größten Modelleisenbahn der Welt.

„Ich kann nur hoffen, dass es mir eines Tages so gut gehen wird, wie ihnen heute.“ Hamburgs Kultursenatorin Prof. Barbara Kisseler war sichtlich bewegt, als sie den Brüdern Gerrit und Frederik Braun, den Eigentümern des Miniatur Wunderlandes, zur Einweihung ihrer Elbphilharmonie-Rekonstruktion gratulierte. „Bei großen Bauvorhaben sollten wir uns öfter mal an den kleinen orientieren“, sagt sie. Allerdings muss Gerrit Braun konstatieren, dass auch seine „Elbphily“ nicht termingerecht fertig gestellt werden konnte. Ursprünglich sollte sie schon im Februar stehen. Doch der fiktive Baukonzern „Drunter und Drüber“ kam mit der komplizierten futuristischen Architektur und Baumaterialien wie Acryl, Polyamid und Polystyrol ebenso wenig zurecht wie Hochtief einen Steinwurf weiter auf der realen Baustelle mit Beton, Stahl und Glas. Die Arbeitsstunden bis zur Fertigstellung des Mini-Konzertsaals summierten sich schließlich auf 13.000.

Im Miniatur Wunderland in der Speicherstadt rollen auf über 1.300 Quadratmetern von Mini-Skandinavien bis Mini-Nordamerika 930 Züge, fahren 8.850 Autos und Schiffe und „leben“ 215.000 Mini-Bewohner. Mehr als zehn Millionen Besucher wurden in den vergangenen dreizehn Jahren hier gezählt. Und nun ist auch noch die Elbphilharmonie fertig geworden …

Die große Schwester der kleinen Elbphilharmonie wird nach letzten Berechnungen mindestens acht Jahre im Bau sein und 700 Millionen Euro kosten – 2.380 Mal mehr als 2007 ursprünglich geplant. Senatorin Kisseler gibt sich zwar optimistisch, dass sie 2015 in dem spektakulären Jahrhundertbauwerk an der Elbe die Eröffnungsrede halten kann, bremst dann aber gleich wieder: Würde man den Maßstab 1:130 nehmen, in dem die Mini-Elbphilharmonie gebaut wurde, werde es doch noch etwas länger dauern, bis die große Elbphilharmonie tatsächlich fertig sei: „Dann sehen wir uns im Jahr 2400 wieder.“

Viele Hamburger trösten sich mit einem Blick nach Sydney. Dort wurde mit dem Bau der Oper 1959 begonnen. 1965 sollte die Immobilie bezugsfertig sein. Tatsächlich konnte die Oper aber erst acht Jahre später eröffnet werden. Die Kosten, die zunächst mit sieben Millionen Euro veranschlagt worden waren, lagen am Ende bei 350 Millionen Euro. Heute indes gilt die Oper von Sydney als eines der weltweit schönsten Bauwerke. Die Hamburger Elbphilharmonie könnte ihr ab 2015 diesen Rang streitig machen …