Signal-Iduna vs. Jagdfeld: Prozess wirft Fragen auf

 

Wir beobachten den Prozess zwischen Signal-Iduna und Jagdfeld, der letzte Woche in Dortmund begann. Hier finden Sie das Statement der Jagdfeld-Gruppe nach dem letzten Verhandlungstag vergangenen Freitag. Stimmen von Seiten der Signal-Iduna werden Sie hier übrigens in Kürze auch lesen.

Nach sieben Verhandlungstagen vor dem Dortmunder Landgericht in dem Rufmordprozess von Unternehmer Anno August Jagdfeld steht fest, dass sich die Signal Iduna immer tiefer in große Widersprüche verstrickt. Trotz aller Coachings von Zeugen und Vorständen: Das von der Kammer festgesetzte Beweisthema „Absprachen über die Durchführung und Strategie einer Rufmordkampagne gegen den Kläger“ hat eindrucksvoll bewiesen, wie sich frühere wie aktuelle Vorstandsmitglieder des Dortmunder Versicherungskonzerns aus ihrer Verantwortung stehlen wollen.

So hat einer der Zeugen, ehedem Verwaltungsrat des Adlon-Fonds und kritischer Anleger, erklärt, was ihm Signal Iduna-Anwalt Fritsch zu den Hintergründen des versuchten Putsches von Anno August Jagdfeld im Adlon-Fonds offenbart hat:

„Herr Fritsch hat immer sehr stark zum Ausdruck gebracht, dass er der Ansicht ist, dass der Verwaltungsrat sich anders verhalten müsse. Und er hat mir gegenüber, denke ich, auch die Erwartung gehegt, dass ich, weil ich schon mit seinen Stimmen damals mitgewählt wurde, dass ich ihm – wie soll ich das sagen –, dass ich da eine Art imperatives Mandat hätte und dass ich schon das zu machen hätte, was er sich so vorstellt. Das war zumindest seine Vorstellung, und das war nicht meine Vorstellung, und in diesem heftigen Telefonat, was von meiner Seite zumindest zu einem vorübergehenden Ruhen des Kontakts geführt hat. Das waren nach meiner Erinnerung Sinn gemessene Äußerungen, dass er gesagt hat:

„[ein Adlon-Anleger], hier ist ein Wirtschaftskrieg, und wir machen das jetzt, und die Leute, die hinter mir stehen – wenn der Komplementär erst einmal ausgetauscht ist, dann werden wir genau gucken, wer uns unterstützt hat und wer nicht.“

„Das war mir entschieden eine Hausnummer zu hoch, und auf der Basis habe ich also es, wie gesagt, ruhen lassen.“

Überdies wurde die Signal Iduna mehrfach dabei ertappt, wie sie Kammer und Öffentlichkeit an der Nase herumführen wollte. Dies gilt etwa für das zentrale Schreiben an Anleger, Medien und Öffentlichkeit, mit dem die Kampagne begann und das inzwischen in mindestens sieben unterschiedlichen Versionen vorliegt.

Noch schwerwiegender indes ist die Täuschung rund um Fragen von Einfluss und Steuerung der „Schutzgemeinschaft“, über die die Rufmordkampagne organisiert wurde. Hier hat die Signal Iduna ein zentrales Dokument lange verheimlicht und erst auf eindringliches Anfordern des Gerichts vorgelegt. Es belegt nicht nur ihren beherrschenden Einfluss auf die „Schutzgemeinschaft“. Auch dieses Dokument, der Schutzgemeinschafts-Vertrag, hat die Signal Iduna zur Überraschung aller Prozessbeobachter in zwei Versionen vorgelegt.

In diesem Zusammenhang hat ein früherer leitender Mitarbeiter der Signal Iduna vor Gericht die Unwahrheit gesagt. Daher wird derzeit eine Strafanzeige wegen versuchten Prozessbetruges vorbereitet.

Die zahlreichen, teils deutlichen Distanzierungen nahezu aller früherer wie aktiver Vorstände der Signal Iduna in ihren Vernehmungen von den schlimmsten Verleumdungen von Anno August Jagdfeld deuten offenkundig auf das schlechte Gewissen hin, einen langjährigen Geschäftspartner und Signal Iduna-Kunden massiv geschädigt zu haben. Sie passen indes nicht damit zusammen, dass gerade die Zeugenvernehmungen von Täuschen, Tricksen und Tarnen geprägt waren.

Vorsitzender Richter moniert fehlende Rückstellungen der Signal Iduna

Zum Ende der Vernehmungen am heutigen Freitag monierte der Vorsitzende Richter, dass die Signal Iduna offenkundig keine Rückstellungen für den Fall ihrer Niederlage gebildet hat. „Das finde ich schon kühn“, so Willi Pawel. Unternehmer Anno August Jagdfeld klagt auf Schadensersatz in Höhe von mindestens € 1 Mrd. Richter Pawel appellierte zugleich an die Vergleichsbereitschaft der Parteien und erinnerte die Signal Iduna an die großen rechtlichen Risiken, der sie sich in diesem Verfahren ausgesetzt sehe.