BIIS eröffnet Reigen der Immobilientagungen

 

Den Reigen der großen Jahrestagungen zum Jahreswechsel eröffnete traditionell die Jahrestagung des Immobilien-Bewerterverbandes BIIS. Die Zahl der typischerweise eher bodenständigen Zuhörer der Bewerterzunft sprengte schon die letztjährigen Rekorde. Auch das Durchschnittsalter ließ ebenso wie die Backgroundgespräche eher auf eine nüchterne Betrachtung der aktuellen Entwicklungen schließen. Dennoch überwiegt der Optimismus, da die Fakten keine vorhersehbaren Abschwung begründen.

 

Hans-Werner Sinn verwies in traditioneller Skepsis auf Euro-Exit-Risiken in Italien und die Wahrscheinlichkeit deutlich schneller als erwartet steigender Zinsen in USA hin. Georg Schuh von der Deutsche Asset Management erwartet trotz des globalen, synchronem Wirtschaftsaufschwungs das Ende der „Liquiditäts-Supernova“ erst Ende 2018/ Anfang 2019. Die globalen Zentralbanken würden nur äußerst langsam den Fuß vom Gas nehmen. Die wirtschaftliche Erholung der Eurozone schreite mit Ausnahme Italiens fort. Historisch gesehen sei Vollbeschäftigung immer ein vorlaufender Indikator für eine Rezession gewesen, wie die braunen Rezessionsperioden im Chart als Folge niedrige Arbeitslosigkeit – hier keynsianisch gemessen in Unemployment Rate (UR) minus Natural Rate of Unemployment (lowest rate of unemployment that an economy can sustain over the long run) – aufzeigt. Allerdings sei Vollbeschäftigung in früheren Perioden immer mit deutlichen Lohnsteigerungen einhergegangen.

Mit der Stadt der Zukunft befasste sich WealthCap GF Gabriele Volz. Jede Stadt habe ihre eigene DNA und damit auch ihre eigene Zukunft. Immer kürzere Innovationszyklen veränderten die Immobilie. Das Fraunhofer Institut habe 30 deutsche Ballungszentren unter das Mikroskop gelegt. Überraschend ist, dass lediglich München es unter dem Aspekt der Zukunftsfähigkeit in die Top Ten geschafft hat. Karlsruhe liegt vorne. Freiburg, Jena, Dresden, Heidelberg, Leipzig, Bonn, Braunschweig, Darmstadt, Erlangen oder auch Regensburg widerlegen den „24 Hour-Cities“-Investitionsmythos. Innovationsfähigkeit und damit der Mensch sei der entscheidende Faktor.

Die zukünftigen Herausforderungen der institutionellen Altersvorsorgeeinrichtungen und die Konsequenzen für die für institutionelle Anleger geeignete Immobilienanlage zeichnete Alexander Eggert von Warburg HIH auf. Die hohe Abhängigkeit von Zinsentwicklung durch die bestehende Vermögensstruktur mache Sorgen. Von 1,51 Mrd. Euro der Versicherungswirtschaft seien 80,05% in Renten und nur 3,17% in Immobilien angelegt. Von den 184 Mrd. Euro der Versorgungswerke seien immerhin schon 13,5% in Immobilien und nur 59,1% in Renten angelegt. Schon der 5-Finger-Abakus macht aus „Der Immobilienbrief“-Sicht die Perspektiven der für institutionelles Investment geeigneten Immobilie deutlich. Jedes Prozent Steigerung des Immobilienanteils der Versicherungen bedeutet 15 Mrd. Zusatzinvestitionen in Immobilien bei einem aktuellen Rekordinvestment Gewerbeinvestment von ca. 57 Mrd. Euro. Allerdings begrenzt das Preisniveau die Investmentperspektiven, da die Eigenkapitalunterlegungsvorschriften von Solvency II rechnerische Grenzen setzt, die nur freie internationale Anleger überschreiten können. Andererseits laufen höher rentierliche Bundesanleihen kontinuierlich aus. Reinvestition sind nur zu geringem Zins möglich. Die sind nicht nur unattraktiv, sondern beinhalten auch noch Kursrisiken. Damit ergibt sich lt. Eggert eine anhaltend hohe Attraktivität von Büroimmobilien gegenüber Staatsanleihen.