Fonds-Check: Brücke über die drohende Pleite

Gebab-Bridgefonds stopft Finanzierungslücke von Schiffsgesellschaften

Anleger entschuldeter Schiffe schlafen in diesen Zeiten oft unruhiger als Investoren von Beteiligungen mit hohem Darlehensanteil. Weil sich die Banken in der Regel weigern, Kredite zu vergeben, muss das Schiff mit Verlust verkauft werden oder kann sogar in die Pleite fahren. Vor rund einem Jahr geriet ein Schiff der Unternehmensgruppe Gebab in diese Gefahr. Nur weil die Anleger Geld nachschossen, wurde die finanzielle Katastrophe abgewendet. Aus der Not macht der Initiator nun ein Modell. Der „Gebab Bridge Fonds I“ sammelt bei privaten Investoren Geld ein, um gefährdeten Schiffen mit Eigenkapital aus der Misere zu helfen.

 

Konzept: Ziel des Fonds ist es, den aktuellen Liquiditätsbedarf zahlreicher Schiffsgesellschaften zu überbrücken. Die Nachfrage nach Zwischenfinanzierungen ist gestiegen. Diese Situation erlaubt es, das investierte Kapital breit zu streuen. Gleichzeitig erhöht der Einsatz der Mittel als Vorzugskapital die Chance auf bevorrechtigte, überdurchschnittliche Erträge. Das Konzept sieht vor, drei Viertel des Kapitals in Gebab-Schiffe zu investieren und ein Viertel in Fonds anderer Initiatoren.

 

Objekte: Der Initiator gibt die Zahl der in Frage kommenden Schiffe mit rund 250 an. Sie sind derzeit ohne Beschäftigung oder erwirtschaften derart geringe Einnahmen, dass oft noch nicht einmal die Zinsen gezahlt werden können. Von Tilgung und Ausschüttungen an die Zeichner gar nicht zu reden. Die Fonds benötigen finanzielle Unterstützung, um den Betrieb weiter fortzusetzen. Davon sind vor allem Containerschiffe betroffen, aber auch Tanker und Massengutfrachter. Ein unabhängiger Investitionsbeirat wird die Anforderungskriterien überwachen. Voraussetzung ist unter anderem, dass sich die Altgesellschafter mit mindestens 30 Prozent an dem Sanierungskonzept beteiligen.

 

Kalkulation: Der Investitionsplan sieht ein Volumen zwischen 25 und 50 Millionen Euro vor. Anleger sind ab 15.000 Euro plus drei Prozent Agio dabei. Der Bridge-Fonds soll Vorabgewinne in Höhe von mindestens zehn Prozent jährlich bekommen. Innerhalb der geplanten Laufzeit von zwölf Jahren rechnet Gebab für die Zeichner mit einem Plus von 66 Prozent.

 

Steuern: Die Tonnagesteuer gilt nach aktueller Rechtslage auch bei dem Bridge-Fonds. Die Ausschüttungen fließen daher weitgehend steuerfrei.

 

Weiche Kosten: Gebühren und Vergütungen summieren sich auf rund 14,3 Prozent des Eigenkapitals inklusive drei Prozent Agio.

 

Anbieter: Wie nahezu alle Anbieter von Schiffsfonds muss auch Gebab strukturelle Probleme lösen. Eine Reihe von Fonds läuft nicht annähernd so wie kalkuliert. Anders als andere Emissionshäuser hat der Initiator keine Neubestellungen in den Büchern. Typische Schiffsfonds als KG-Modell sind zunächst nicht mehr vorgesehen.

 

Meiner Meinung nach… Ohne Überbrückungskapital dürfte eine stattliche Armada von Schiffsbeteiligungen untergehen. Betroffen ist auch eine Reihe von Gebab-Fonds. Grundsätzlich sind die Aussichten auf Rettung nicht schlecht. Kaum anzunehmen, dass die Wirtschaft dauerhaft am Boden liegt. Über kurz oder lang wird die weltweite Konjunktur wieder anspringen, und mit ihr der Motor für den Güterverkehr übers Meer. Die Vorzugsausschüttungen bei diesem Konzept dürften das unternehmerische Wagnis der Investoren begrenzen. Völlig Ohne Risiko geht jedoch nichts. Zieht sich die Krise hin, besteht die Gefahr, dass die Kapitalspritze zu schwach dosiert ist.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.