Regensburg: Einzelhandel mit positiven Impulsen in der Innenstadt – Weitere Filialisten siedeln sich an

Bernhard S. Maier, Regensburg

Mit 1,3 Mrd. Euro Einzelhandelsumsatz im Jahr 2008 hat Regensburg unbestritten den ersten Platz in Ostbayern. Darin kommt die in den letzten 30 Jahren gewachsene Bedeutung des „mittelalterlichen Wunders Deutschlands“ zum Ausdruck. Eine recht krisenfeste Wirtschaftsstruktur mit guten Perspektiven auf Grund des zukunftsorientierten Branchenmixes führt zu besten Bewertungen in verschiedenen Rankings, etwa Platz 5 im Zukunftsatlas der Prognos AG oder Platz 4 im Standort-Ranking 2009 von CASH.

Die Attraktivität wird auch durch die gerade veröffentlichten City News von LÜHRMANN Deutschland bestätigt. Auch wenn die Altstadt nur 18 Prozent der Handelsfläche  von insgesamt 430.000 qm ausmacht, wird sie durch ihren UNESCO-Welterbestatus für Filialunternehmen immer interessanter. Die von LÜHRMANN vermittelte Neuansiedlung des Bekleidungsunternehmens Mango unmittelbar neben dem Magneten Kaufhof Galeria (Eröffnung November 2010, bisher Nordsee) bringt eine Sortimentsstärkung. Neu ist auch der Schuhfilialist  Görtz mit dem Konzeptshop Görtz17 in einer 1a-Lage. LÜHRMANN konnte weitere  Transaktionen vermitteln: Der Umzug eines Marc O´Polo-Shops auf eine zweistöckige Fläche am Neupfarrplatz sowie die Umsiedlung von H&M in die Königstraße (ehemals Wöhrl) und die Übernahme der ehemaligen H&M-Flächen durch TKMaxx mit rund 2.500 qm belegt das große Interesse an der Innenstadt. Gestützt wird dies durch den Ausbau weiterer Flaniermeilen: Seit Ende 2009 ist auch die Ludwigstraße verkehrsberuhigt ausgebaut. Dies führt wohl auch zu neuen Nutzungen. So wird sich die juristische Fachbuchhandlung Pfaffelhuber (Teil der bundesweiten Schweitzer-Kette)  auch wegen der immer größeren Bedeutung des Online-Handels bei Fachbuchhandlungen von der Ludwigstraße zur Glockengasse verlagern. Ein neuer Mieter für die attraktive ca. 180 qm große Fläche wird noch gesucht.

Vor fünf Jahren war noch eine Vielzahl von Leerständen in der Altstadt festzustellen. Dies hat sich mittlerweile gedreht. Laut LÜHRMANN überlegen etwa Mieter aus der bahnhofsnahen  Arcaden-Mall die Rückkehr in 1a-Lagen in der Altstadt. Das Donaueinkaufszentrum mit rund 51.000 qm Bayerns größte Mall scheint davon nicht betroffen. Interessant ist der Handelsflächenrückgang in der Altstadt von Regensburg von 91.000 qm (1994) auf 76.500 qm (2008; Quelle IHK) bei einer Flächenzunahme insgesamt von 352 Tqm auf 434 Tqm. Gerade interessante Umnutzungen von Handelsflächen sind hier festzustellen: Aus einem vierstöckigen Bekleidungshaus wurde das Vier-Sterne-Hotel Goliath, das Möbel- und Designhaus Paulin verkleinerte sich, um hochwertige Eigentumswohnungen  in zentraler Innenstadtlage zu schaffen, und auch das ehemalige C&A-Gebäude in der 1a-Lage Königstraße wurde in kleinere Einheiten (u.a. Strauss Innovation) zerlegt, in den oberen Etagen konnten so hochwertige Wohnungen geschaffen werden.  Mittlerweile werden auf den Handelsflächen in 1a-Lage Mieten von rund 70 €/qm für Flächen von 80 – 120 qm erzielt. 

Die Altstadt Regensburgs bietet weitere Potentiale: So hat etwa die wegen ihrer Architektur einzigartige Wahlenstraße hohes Flanierpotential, was aber einer Umgestaltung bedürfte. Im Obermünsterviertel und im Schäffnerquartier stehen Umgestaltungen an. Hier  verbinden sich die Hoffnungen des ansässigen Handels mit Abriss und Neubau einer Parkgarage.

In der Summe ist Regensburg ein Beispiel für  die Attraktivität gewachsener Innenstädte, bei deren Weiterentwicklung gerade Perioden der Stagnation und des Dörnröschenschlafs zu späteren Chancen führen. Der behutsame Umgang mit diesen Strukturen muss die Ansprüche verschiedener Nutzer vereinbaren. Nutzerkonflikte beleuchtet aktuell ein „Ruhestreit“: Die Altstadt Regensburg hat einen in Deutschland fast einzigartig großen Gastronomiebesatz, der Touristen, Studenten und Partygängern auch überegional anzieht. Folgeerscheinungen wie nächtliche Lärmbelästigungen vertragen sich aber mit der gestiegenen Attraktivität als Wohnstandort (bis zu 4.000 €/qm bei Eigentumswohnungen, ca. 10-12 €/qm bei Mietwohnungen) kaum. Eine Bürgerinitiative kämpft gegen die nächtlichen Lärmbelästigungen. Die Stadt Regensburg versucht mit einer Werbekampagne für „ruhiges Feiern“ gegenzusteuern.

Weitere Informationen zum Einzelhandelsstandort Regensburg: LÜHRMANN City News (www.luermann.de) und „Handel(n) für die Zukunft ? Strukturen und Entwicklungen des Einzelhandels im Bezirk der IHK Regensburg, Oktober 2009; www. ihk-regensburg.de.