Der Weg von der „Bahnverwertung“ zum Immobilienkonzern
Gestern stellte Aurelis das aktuelle Zahlenwerk vor. Vor dem Hintergrund des ursprünglich in der Öffentlichkeit als eher befristet angesehenen Geschäftes der Projektentwicklung von Bahngrundstücken und der Absicht, neue Gesellschafter für das Unternehmen zu finden, gerät in den Hintergrund, dass Aurelis sich längst zu einem großen und erfolgreichen deutschen Immobilienkonzern mit erheblichen Mieteinnahmen und Langfristperspektive entwickelt hat.
Das Mietportfolio mit stabilem Cash Flow, das Aurelis als Aktiver Asset Manager und Vermieter managt betrifft inzwischen 60% des Buchwertes der Aurelis-Grundstücke. 40% entfallen auf Projektentwicklungsgrundstücke. Die Mieterlöse summieren sich auf 82,6 Mio. Euro. Die durchschnittlichen Mieten stiegen 2011 unter Neutralisierung von Käufen und Verkäufen („Like-for-Like-Betrachtung“) um 5,6%. Der Leerstand konnte um 12% von 1,11 Mio. qm auf zirka 975.000 qm reduziert werden. Die Verkaufserlöse von 500 Kaufverträgen lagen bei 250,3 Mio. Euro (2010: 300 Mio. Euro, 2009: 230 Mio. Euro). Die Netto-Gesamtinvestitionen lag bei rund 82,8 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) lag mit 61,4 Mio. Euro (2010: 62,3, 2009: 44,8) erneut über 60 Mio. Euro. Die vorzeitige Laufzeitverlängerung der Refinanzierung schafft Sicherheit. Das sind die Eckwerte der Aurelis-Kennzahlen des letzten Jahres, die gestern Dr. Joachim Wieland, GF-Sprecher der aurelis Real Estate GmbH & Co. KG, vorstellte. Wieland zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden. Das aktive Portfolio-Management sei verantwortlich für den Erfolg. Wertschöpfungspotenziale erkennen und diese Werte realisieren, sei die Devise. Das Entwickeln von Brachflächen zu Stadtquartieren und das Optimieren unserer Mietobjekte führe zu interessanten Renditen. Als wichtige strategische Erfolge des Jahres 2011 führt Wieland die Aufwertung des regionalen Portfolios durch den Erwerb von zwei Arrondierungsflächen im Frankfurter Europaviertel, die für mehr als 70.000 Quadratmeter
Bruttogeschossfläche (BGF) Büro, Wohnen und Dienstleistungsnutzung vorgesehen sind, die Planung und Realisierung von Neubauprojekten auf eigenen Flächen, die Erhöhung der Qualität des Mietportfolios durch gezielte Investitionen, die vorzeitige Laufzeitverlängerung einer Kreditfazilität über 700 Mio. Euro und die Auszeichnung von zwei sogenannten Leuchtturmprojekten mit dem
DGNB-Nachhaltigkeitszertifikat in Gold (Frankfurt, Europaviertel) und Silber (Düsseldorf, Le Quartier Central) an.
Zum Gesamtergebnis im Berichtsjahr trugen 481 Neu- oder Anschlussvermietungen mit einem Jahresvolumen von 13,1 Mio. Euro bei. Die vermietete Grundstücksfläche beläuft sich zum 31.12.2011 auf etwa 5,2 Mio. qm und die vermietete Gebäudefläche auf mehr als 0,8 Mio. qm. Die durchschnittliche Vertragslaufzeit bei den insgesamt etwa 3.400 Mietverträgen konnte zum Stichtag von 60 auf 63 Monate gesteigert werden. Die Mietausfallquote lag – wie in den vergangenen Jahren – bei lediglich etwa einem Prozent. Das spräche für Mietertreue, adäquate Konditionen und anständiges Asset Management. Über die Hälfte des Mietergebnisses (57%) wird mit Mittelstand und Kleinunternehmen erzielt. Bahn, Konzerne und öffentliche Institutionen sind die restlichen Mieter. Die Zusammensetzung des Portfolios mit Mietern aus verschiedenen Wirtschaftszweigen und Betriebsgrößen reduziere das Risiko, so Wieland. Das Segment der Wohnbauflächen trug 2011 mit 42% der Verkaufserlöse aus Grundstücksveräußerungen maßgeblich zum Erfolg bei. ►
Wichtiges strategisches Ziel für 2012 ist lt. Wieland die gezielte Reduktion der Komplexität des Gesamtportfolios. Damit einher geht eine geplante Reduktion der Anzahl an Liegenschaften von gut 850 auf etwa 650 Stück zum Ende des Jahres 2012. Vor allem kleinteilige Flächen mit geringem Entwicklungspotenzial für Aurelis sollen beschleunigt verkauft werden. Der künftige Fokus wird neben der Landentwicklung stärker auf der Aufwertung des Mietportfolios liegen. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Wieland Mieterlöse in der Spanne zwischen 75 und 80 Mio. Euro. Die Verkaufserlöse sollen durch den beschleunigten Verkauf kleiner Flächen oberhalb des Ergebnisses von 2011 liegen. Das Vorsteuerergebnis (EBT) soll voraussichtlich das Niveau von 2011 erreichen. (WR) □