Schlaue Stromnetze für die Wohnungswirtschaft?

Jürgen Hoffmann

Warum tummeln sich IT-Unternehmen wie IBM, Cisco, T-Systems und andere seit geraumer Zeit auf Immobilienmessen und –kongressen? Weil sie Lösungen für die Wohnungswirtschaft und für Energieversorger entwickelt haben, die in Zukunft helfen sollen, den bundesweiten Stromverbrauch zu reduzieren. Derzeit laufen erste Pilotprojekte, zum Beispiel am Bodensee. Dort testen rund 350 Kunden der Technischen Werke Friedrichshafen in der T-City die so genannte „Kommunikationsbox“. Diese sammelt die über Messgeräte im Haushalt ermittelten Strom-, Wasser- und Gas-Verbrauchsdaten und überträgt diese via DSL-Leitung oder Mobilfunk ins Internet. Damit erkennen Verbraucher schnell wie viel Strom beispielsweise die Waschmaschine oder der Geschirrspüler gerade „schluckt“. So können „Stromfresser“ ermittelt, Verbraucherverhalten verändert werden. Dieses Smart Metering stellt die Basis für ein intelligentes, digitales Stromnetz, genannt Smart Grid. Dieses regelt automatisch die Einspeisung und Entnahme von Strom. Smart Grids könnten den Trend zu einer Mischung aus zentraler und dezentraler Stromerzeugung unterstützen, meint Tamara Schenk von T-Systems. Mit einem Paradigmenwechsel vom passiven zum aktiven Stromverteilungsnetz könne bald neben schwankendem
Energieverbrauch auch schwankende Energieerzeugung möglich werden, „wie sie bei einer Solaranlage auftritt“. Für Haus- und Wohnungsbesitzer stellen „schlaue“ Netze wie die IP-basierte Lösung von T-Systems eine Chance dar, künftig Energie und damit Kosten zu sparen. In den Wohnungs- und Immobilienunternehmen gibt man sich abwartend. Viele Geschosswohnungen seien baulich nicht dafür ausgelegt, dass Mieter in tarif-günstigen Nachtzeiten ihre Waschmaschine mit Schleudergang laufen lassen könnten, ohne dass der liebe Nachbar gestört werde. Auch die Installation neuer Zähler und der notwendige Datenschutz werfe Fragen auf, die zunächst beantwortet werden müssten. Protagonisten der Smart Grids argumentieren, dass sich eine Wohnungsgesellschaft, die zum einen Transparenz schafft durch Smart Metering und damit eine Einflussnahme des Verbrauchers ermöglicht, und zum anderen das neue Gesetz zur Kraft-Wärme-Kopplung nutzt, einen echten Wettbewerbsvorteil erziele, weil so die „zweite Miete“ deutlich reduziert wird. Tamara Schenk: „Gleichzeitig ist viel für den Emissionsschutz und für die Nachhaltigkeit getan.“