GBI scheitert mit SMARTments-Projekt in Düsseldorf

„Absolut widersinnig“, kommentiert Reiner Nittka, Vorstand der GBI AG, „die Stadt Düsseldorf verlangt von uns einen Stellplatznachweis von 1:1 – dabei liegt der Bedarf unserer Bewohner nach einem PKW-Stellplatz weit darunter, erfahrungsgemäß kommt maximal eine Stellplatznachfrage aus sieben Wohneinheiten.“ Erfahrung hier, bürokratische Auslegung dort. Da die Stellplatzverordnung den Städten und Gemeinden obliegt, kommt es bei dem Bau von Studentenapartments vor allem auch auf konstruktive und individuelle Lösungen an, auf die sich Bauamt und Bauherr einigen. „Das gelingt in der Regel auch sehr gut“, erklärt Nittka und verweist auf die laufenden SMARTments-Projekte in Hamburg oder Frankfurt. Die Düsseldorfer Auflage sieht er als „bürokratische Hürde, unter der am Ende die Studenten leiden.“ In der Mindenerstr. 71 hatte die GBI den Bau von 262 Studentenapartments unter ihrer neuen Marke SMARTments geplant. Die vorgesehenen 65 Stellplätze reichen der Stadt allerdings nicht. Sie zählt das Projekt zu einem privaten
Wohnungsbauvorhaben und fordert deshalb: Ein Stellplatz pro Wohneinheit.

„Diese Forderung macht das Projekt unrealisierbar, die Mieten steigen um bis zu 25 Prozent.“ Die Klage des Berliner Immobilienentwicklers wurde vom Verwaltungsgericht Düsseldorf abgewiesen. „Ein Stellplatznachweis von 1 Stellplatz auf 3,5 Wohneinheiten […] ist nicht ausreichend“, heißt es in dem Ablehnungsschreiben des Bauaufsichtsamts derDüsseldorf zum Antrag der GBI AG vom 28. April 2011. Diesen Bescheid erklärte das Verwaltungsgericht Düsseldorf jetzt für rechtmäßig. Die Begründung: „Entgegen der Auffassung der Klägerin handelt es sich bei dem geplanten Vorhaben um ein Wohngebäude. Weder das Bauplanungs- noch das Bauordnungsrecht kennen den Begriff des Studentenwohnheims […] Auch bauordnungsrechtlich handelt es sich bei dem Vorhaben der Klägerin um ein
Wohngebäude mit Appartements für Studenten.“ Bezahlbarer Wohnraum für Studenten werde damit, so Reiner Nittka, „praktisch unmöglich“, dem Engagement bei privaten Investoren ein „bürokratischer Riegel vorgeschoben“: „Es wird allerhöchste Zeit, dass tatsächliche Bedürfnisse und realistische Erfahrungswerte eine größere Relevanz bekommen.“

Die GBI bezieht sich auf die aktuelle Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2009), die feststellt, dass immer weniger Studierende Ausgaben für Automobilität haben. Von 1991 bis 2009 ist die Quote der Studierenden, die Ausgaben für einen eigenen oder geliehenen Pkw hatten, von 53% auf 34% zurückgegangen. Die Tendenz ist weiter rückläufig. Bei Studierendem in einem Wohnheim ist die Pkw-Quote sogar noch niedriger, hat das Studentenwerk Köln ermittelt: Bereits 2005 besaßen nur noch 16,6% der Wohnheimbewohner ein eigenes Auto. Dies deckt sich mit den Beobachtungen in den Bestandswohnheimen der Unternehmensgruppe in Erlangen, Nürnberg, Würzburg und Kaiserslautern. An Bedeutung speziell für diese junge Zielgruppe gewinnen hingegen Car-Sharing- Modelle. In den SMARTments-Häusern werden daher Stellplätze für das so genannte stationäre Carsharing vorgehalten. Die GBI-Unternehmensgruppe verfügt über eine mehr als 40-jährige Erfahrung im
Bau und Betrieb von studentischem Wohnraum. Unter der neuen Marke SMARTments sind bis Anfang 2014 rund 1.000 Apartmentplätze geplant, zwei Häuser in Frankfurt/Main und Hamburg sind im Bau, weitere Baustarts in Mainz, Darmstadt, Köln und ein weiteres Mal in Frankfurt/Main stehen bevor.

In einem Beschwerdebrief an die Düsseldorfer Politik und Verwaltung hat die GBI AG nun den Vorgang öffentlich gemacht und setzt auf Unterstützung: „Es kann nicht sein, dass in Düsseldorf Pkw-Stellplätze wichtiger sind als Wohnraum für Studenten“, hofft Nittka, der dennoch klar zu verstehen gibt: „Wir sind weiterhin an der Realisierung von Studentischem Wohnraum in Düsseldorf interessiert.“ Die GBI hat sich bereits nach alternativen Objekten für das Bauvorhaben umgeschaut: Mit einem ersten Planungsvorschlag für das alte Bürogebäude der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung in der Merowinger Straße 103-107 startet die GBI AG einen neuen Versuch.